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Test: FreeCiv 1.8.1

Name : FreeCiv Version : 1.8.1
Vertriebsform : GNU GPL Genre : Simulation
Fundort : Aminet (/game/2play/) Programmierer : diverse

Wenn es um Umsetzungen bekannter Spielehits von anderen Rechnerplattformen geht, herrschen im Amiga-Lager gemeinhin helle Aufregung und Begeisterung. ClickBOOMs Konvertierungen von "Myst" und einem düsteren Ego-Shooter wurden auch am Amiga schnell zu kommerziellen Erfolgen, als die Firma Blue Byte quasi in letzter Minute eine Konvertierung des zweiten Teils der "Siedler"-Reihe verhinderte (vgl. "AmigaGadget"#40), ging ein Aufschrei der Empörung durch die lichten Reihen der verbliebenen Amiga-Spielefreunde. Um so verwunderlicher ist es, dass die Amiga-Öffentlichkeit von der Umsetzung des zweiten Teils einer anderen Spielereihe praktisch keinerlei Notiz nahm, obwohl der damals noch vom Hersteller Microprose selbst programmierte erste Teil auch auf dem Amiga ein Bestseller war. Der Grund mag vielleicht darin liegen, dass wir es im vorliegenden Fall nicht mit der kommerziellen Portierung des Originales selbst zu tun haben. Vielmehr hat sich das "FreeCiv"-Projekt unter dem frechen Motto "Cause Civilization should be free" das Ziel gesetzt, den Sid-Meier-Erfolgstitel "Civilzation II" nachzuprogrammieren und als freie Software unter der GNU General Public Licence einschließlich des Quellcodes Nutzern auf allen denkbaren Rechnerplattformen kostenlos zur Verfügung zu stellen. Diese Bemühungen sind bereits weit fortgeschritten und haben zu einem schon sehr spielbaren Ergebnis geführt. Und dank engagierter Amiga-Programmierer, die den vom vielköpfigen "FreeCiv"-Team entwickelten Sourcecode auf dem Amiga neu compilierten, bleibt "FreeCiv" im Gegensatz zu "Civilization II" auch nicht den Strategiefreunden vorbehalten, die einen Wintel- oder Apple-Rechner ihr eigen nennen. Das, was die leichte Portierbarkeit des Spieles sicherstellt, könnte andererseits aber auch der Grund dafür sein, dass "FreeCiv" in Amiga-Kreisen noch relativ unbekannt ist. Denn das Programm wird komplett auf Basis des X-Window-System entwickelt, was eine zunächst auch nicht sonderlich intuitive Bedienbarkeit zur Folge hatte. Inzwischen liegt jedoch mit der erst vor kurzem erschienenen Version 1.8.1 eine Programmfassung vor, mit der ein weiterer Schritt zu mehr Bedienkomfort gemacht wurde. Und dank des Amiga-Programmierers und "Civilization"-Fans Sebastian Bauer kommen auch Amiga-Anwender in den Genuß der aktuellen "FreeCiv"-Veröffentlichung.

Bezogen werden kann die Amiga-Portierung einmal über die WWW-Seiten des "FreeCiv"-Projektes unter <http://www.freeciv.org>. Schneller und für den Amiga-Anwender auch naheliegender dürfte jedoch das Aminet als Bezugsquelle sein. Dort findet sich im Verzeichnis "/game/2play/" die Datei "freeciv_base.lha", die den "FreeCiv"-Server und die zugehörigen Daten (Grafiken, Regeln, etc.) enthält. Des weiteren stehen nun erstmals zwei verschiedene "FreeCiv"-Clients zur Verfügung: Der schon von vorherigen "FreeCiv"-Versionen bekannte XAW-Client ("freeciv_xaw.lha") und der mit Version 1.8.1 eingeführte GTK-Client ("freeciv_gtk.lha"). Letztgenannter bietet eine wesentlich hübschere Oberfläche mit erheblich höherem Bedienkomfort, ist jedoch auch deutlich größer und vor allem spürbar langsamer. Somit muss der Spielefreund bereits beim Download die erste wichtige strategische Entscheidung treffen. Wer über genug Rechenpower verfügt, sollte aber den GTK-Client wählen. Ihm bleiben so zahlreiche Absonderlichkeiten des XAW-Clients erspart, die dort eine gewisse Einarbeitungs- und Umstellungszeit erfordern. Dennoch braucht man auch für den "kleinen" XAW-Client ein etwas üppiger ausgestattetes System. Denn auch auf dem Amiga läuft "FreeCiv" unter dem X-Window-System, setzt also eine entsprechende Installation voraus. (Wie eine solche auf Freeware-Basis einzurichten ist, wird im "Grundlagen"-Teil dieser "Gadget"-Ausgabe erklärt.) Da das Spiel zudem für die Grafikausgabe sehr viele Farben darstellen muss, ist es auf Rechnern ohne Grafikkarte nicht oder nur mit diversen Tricks zum Laufen zu bringen (diese sind in der amigaspezifischen Anleitung zum Spiel genauer beschrieben).

Hat man jedoch eine Grafikkarte (bzw. den Mut, es mit Hilfe der Tricks auch ohne eine solche zu versuchen) und ein funktionsfähiges X11-System, so kommt man in den Genuß einer erfreulich unproblematischen Installation. Man muss lediglich das "base"-LhA-Archiv und das Archiv des gewünschten Clients an den gewünschten Ort entpacken (z.B. "lha x freeciv_base.lha GG:") und ist schon fast fertig. Der Inhalt der Archive wird dabei automatisch in ein "freeciv"-Unterverzeichnis abgelegt. Hat man sich für den XAW-Client entschieden, ist man jetzt schon fertig, ansonsten muss man noch zwei Dateien in das Verzeichnis usr:etc/ kopieren. All das ist aber in der von Sebastian Bauer erstellten amigaspezifischen Anleitung, die als ASCII-Datei "README.AMIGA" in englischer Sprache vorliegt, gut und instruktiv beschrieben. Auf dem Testrechner mußte allerdings eine der beiden Dateien, die "imrc"-Konfigurationsdatei, manuell ediert werden, um eine korrekte Farbdarstellung zu erzielen. Dazu war erforderlich, die in der Datei gesetzte "SharedPixmaps"-Variable mit "off" anstatt des vorgegebenen "on" zu initialisieren. Hier hängt es wohl vom verwendeten System ab, welche Einstellungen im einzelnen vorzunehmen sind - wie bei X so üblich ist auch in diesem Fall ein wenig Experimentierfreude nicht nur nicht schädlich, sondern Voraussetzung.

Eigentlich würde es jetzt noch ein wenig komplizierter weitergehen, da "FreeCiv" ein sehr mächtiges, aber damit eben auch nicht ganz triviales Programm ist, welches u.a. auch das Spiel mehrerer menschlicher Opponenten über ein Netzwerk zuläßt und von daher aus einem Server und einem Client besteht. Für den üblichen Fall, in dem man das Spiel wie "Civilization I" ganz primitiv am eigenen Rechner gegen ein paar computergenerierte und -gesteuerte Gegner spielen möchte, hat Sebastian Bauer jedoch dankenswerterweise zwei ausgeklügelte Batch-Dateien geschrieben, die den Programmstart zu einem Kinderspiel werden lassen. Voraussetzung ist lediglich ein laufender X-Server (empfehlenswerterweise einschließlich eines laufenden Window-Managers) und ein gestarteter TCP-IP-Stack. Da man für ein lokales "FreeCiv"-Spiel nicht online gehen muss, reicht beispielsweise die Demoversion von "Miami" hierfür völlig aus. Sind diese beiden Voraussetzungen gegeben, wechselt man einfach in das "freeciv"-Verzeichnis und ruft die (auch noch mit den richtigen Rechten versehene) Batch-Datei "StartCiv" auf. (Möchte man zu einem späteren Zeitpunkt mit einem abgespeicherten Spielstand fortfahren, so gibt man dessen Namen bei "StartCiv" einfach als Parameter an.) Diese Batch-Datei startet nun den "FreeCiv"-Server und öffnet automatisch ein weiteres CLI-Fenster, in dem der "FreeCiv"-Client ausgeführt wird. Nun muss man manuell hin zum X-Bildschirm umschalten (z.B. mittels der Tastenkombination "linke Amiga-Taste + m") und einige Zeit warten. Dann erscheint (hoffentlich) das "FreeCiv"-Fenster, das man nun nach Belieben irgendwo auf dem Bildschirm plazieren kann. Es folgt, logische Konsequenz der Client-Server-Struktur des Spieles, die Anmeldung beim "FreeCiv"-Server. Dazu muss man sich unter einem beliebigen Namen (vorgegeben ist "nobody") anmelden. Dieser hat nichts mit dem Namen zu tun, den man später im Spiel tragen wird - um Verwechslungen, insbesondere beim Laden von Spielständen und der nachfolgenden Server-Anmeldung, zu vermeiden, empfiehlt es sich jedoch, in beiden Fällen denselben Namen zu verwenden. Ist auch das vollbracht, ist man beim "FreeCiv"-Server angemeldet und kann loslegen. Zumindest fast.

Denn zunächst einmal gilt es, die Gegner zu erstellen. Das muss man im Server selbst vornehmen, was früher voraussetzte, dass man wieder zurück zum Workbench/AmigaOS-Bildschirm wechselte. Zwar bleibt einem das auch jetzt nicht ganz erspart, bei Version 1.8.1 ist es jedoch möglich, Server-Kommandos auch über die Eingabezeile des "FreeCiv"-Fensters unter X einzugeben. Man muss sich im Server lediglich selbst entsprechende Kontrollrechte einräumen, wozu man nun doch noch einmal (ganz kurz) zum Workbench/AmigaOS-Bildschirm zurückwechseln und dort im Server-Fenster, in dem jetzt zuunterst etwas im Stile von "1: <NAME@localhost> has joined the game." (NAME ersetzt hier natürlich nur den Namen, unter dem man sich angemeldet hat) stehen sollte, hinter den Prompt ">" den Befehl "cmdlevel ctrl NAME" eingeben muss. Ab sofort kann man den Server weitgehend auch vom "FreeCiv"-Fenster unter X aus steuern, kann jetzt also wieder den X-Bildschirm in den Vordergrund holen. Da Eingaben in die Eingabezeile des "FreeCiv"-Fensters normalerweise als Nachrichten an die anderen (menschlichen) Mitspieler verstanden und von "FreeCiv" daher nur kommentarlos im Nachrichtenbereich des Fensters ausgegeben werden, muss man Serverkommandos mit dem Zeichen "/" einleiten. Ein neuer Computergegner wird also beispielsweise mit der Eingabe

   /create Sepp
  
erschaffen. Computergegner können dabei einen von drei Schwierigkeitsgraden einnehmen: "easy", "normal" und "hard". Dabei kann man die Spielstärke eines einzelnen Gegners mit Hilfe des entsprechenden Befehls individuell einstellen, also z.B.
   /normal Sepp
  
Statt dessen kann man aber auch alle Computergegner auf einmal auf ein bestimmtes Spielniveau heben:
   /hard
  
Hat man genug Opponenten erschaffen, kann man das Spiel mit
   /s
  
starten. Es öffnet sich nun ein Fenster, in dem man die für sich selbst gewünschte Nationalität aussuchen und anschließend den eigenen Spielernamen festlegen darf. Die Nationalität entscheidet u.a. über das Aussehen der eigenen Einheiten und Städte im Spiel (welche nämliche mit einer passenden Flagge geschmückt werden) und über die Namen, die "FreeCiv" für neuzugründende Städte standardmäßig vorschlägt (bei den Deutschen beginnt die Reihe interessanterweise mit "Frankfurt", gefolgt von "Mainz").

Nun erscheint im größten Teil des "FreeCiv"-Fensters der - noch im wesentlichen von dunklen, da unbekannten Feldern verdeckte - Ausschnitt einer Landkarte und im linken oberen Bereich die - ebenfalls noch weitgehend dunkle - Übersicht über die gesamte Landkarte, so dass man sich nun der auch schon vom ersten "Civilization"-Teil bekannten und gewohnten Benutzeroberfläche gegenüber sieht. überhaupt gestaltet sich die gesamte Bedienung von jetzt an für "Civilization"-Veteranen wie gehabt. Über Pulldown-Menüs läßt sich etwa das Verhältnis der einzelnen Raten (Forschung, Steuern, Vergnügungen) einstellen, eine Revolution zur Änderung der Staatsform entfachen, eine sehr ausführliche Online-Hilfe zu allen Elementen des Spieles sowie eine aus einer Vielzahl von Statistiken abrufen. Natürlich lassen sich auch die Einheiten über Pulldown-Menüs steuern, um einen flüssigen Spielablauf sicherzustellen, sollte man sich hier jedoch, ebenfalls wie schon bei "Civilization I", schnellstmöglich mit der Tastatursteuerung vertraut machen, die im übrigen, wer hätte es gedacht, mit der des ersten "Civilization"-Teils identisch ist. So kann man nun seine Siedler mit den Cursortasten über die Landkarte bewegen, eine erste Stadt gründen ("b"), in dieser nach Wahl entweder der Weiterentwicklung dienende Einrichtungen (wie z.B. eine Kornkammer, eine Stadtmauer, einen Marktplatz, etc.) errichten, militärische Einheiten zur Verteidigung der eigenen oder zur Eroberung fremder Städte bauen oder auch Diplomaten, Spione, Karawanen, Frachtlastwagen oder weitere Siedler- oder Ingenieurseinheiten produzieren. Des weiteren muss man natürlich auch den Staatssäckel sowie den wissenschaftlichen Fortschritt im Auge haben und dabei stets die Wechselwirkungen der einzelnen strategischen Entscheidungen berücksichtigen. Früher oder später wird man nicht umhin können, Krieg mit einem der Computergegner zu führen, wobei die Einheiten in "FreeCiv" im Unterschied zu "Civilization" über einen Energiebalken verfügen, an dem man ablesen kann, wie sehr ein Gefecht einer Einheit zugesetzt hat. Aber auch das Errichten von Weltwundern und der Aufbau von Handelsrouten sollte nicht vernachlässigt werden, wie das Pflegen diplomatischer Kontakte durch die Errichtung von Botschaften. Selbst das Ausspionieren fremder Städte, die Vergiftung ihrer Bevölkerung und das Entfachen von Revolten unter den Bürgern der Gegenspieler ist möglich. Hat man den jeweiligen Durchgang beendet - was regelmäßig dann der Fall ist, wenn man die Einheiten so weit fortbewegt hat, wie es die vorgegebene Zugzahl pro Durchgang zuläßt - beendet man diesen mit einem Druck auf die Eingabe-Taste oder den "Turn Done"-Schalter. Nun führt der Computer Berechnungen der Simulation der Computergegner und der Entwicklung der "FreeCiv"-Welt selbst durch, was im fortgeschrittenen Spielstadium durchaus einige Minuten dauern kann. Danach erhält man eine kurze Auswertung der Geschehnisse und kann erneut in den Ablauf der Ereignisse eingreifen - das Spielprinzip ist also mit dem bereits von "Civilization" bekannten und dort bewährten identisch. Unterschiedlich ist nur die Vorgehensweise zum Abspeichern eines Spielstandes. Dies geschieht bei "FreeCiv" nämlich mit dem Serverkommando

   /save SPIELSTANDNAME
  
Aber auch in anderer Hinsicht bestehen diverse Unterschiede sowohl zum Original-"Civilization" als auch zu dessen Nachfolger "Civilization II". Insbesondere fehlen die musikalischen und vor allem die grafischen Extravaganzen der kommerziellen Versionen vollständig. So gibt es keine Grafiken (oder gar Videoanimationen) für die verschiedenen Berater, keinen Palast, der einem von den begeisterten Untertanen errichtet wird, keine Portraits der Computergegner und auch keine Städteansichten zu bewundern. Wer darauf Wert legt, wird bei "FreeCiv" - zumindest derzeit - nicht fündig werden. Gücklicherweise ist etwas anderes jedoch vollständig umgesetzt worden: der Spielspaß. Denn "FreeCiv" besitzt dasselbe Suchtpotential wie sein großer Bruder und läßt dank 39 städtebaulichen Erweiterungen, 87 zu erforschenden Technologien, 27 Weltwundern und 47 verschiedenen Einheiten keine Langeweile aufkommen. Dabei dürfen sich "Civilization"-Fans über zahlreiche Erweiterungen freuen, die bislang Spielern des zweiten Teiles vorbehalten waren. Erfreulicherweise ist zudem die Spielstärke der Computergegner alles andere als gering, so dass "FreeCiv" auch für erfahrene Nationenlenker eine echte Herausforderung darstellt. Leider besteht jedoch ein kleiner Fehler fort, der gelegentlich bei Kampfhandlungen zum Ausstieg von "FreeCiv" führt - im Vergleich zur alten Version 1.7.x scheint er bei den Versionen 1.8.x allerdings deutlich seltener vorzukommen. Speichert man regelmäßig ab, so ist aber auch das kein ernsthaftes Problem, zumal der "FreeCiv"-Absturz nicht das ganze System mitreißt, sondern durch Unterbrechung von Client und Server mit dem Drücken der Tastenkombination "CTRL + C" in den jeweiligen AmigaOS-Fenstern seinerseits beendet werden kann. Angesichts der Tatsache, dass "FreeCiv" ständig weiterentwickelt wird, so dass u.a. seit Version 1.7.x die Möglichkeit, das Spiel auch mit dem Bau eines Raumschiffes und der Besiedelung eines fremden Planeten zu gewinnen, hinzugekommen ist, dürfte die Annahme realistisch sein, dass auch dieser Fehler - so er denn nicht sogar lediglich im amigaseitigen "Xgeek" begründet liegt - früher oder später behoben wird. Auch zukünftigen Entwicklungen vorbehalten bleibt die Möglichkeit, mit Computergegnern Allianzen zu schmieden. Diese ist jedoch bereits in der "TODO"-Liste der "FreeCiv"-Macher vermerkt. Und bis dahin kann man sich mit zahlreichen schmackhaften Zusatzoptionen trösten. So liegt "FreeCiv" zum Beispiel ein alternatives Grafikset namens "Trident" bei - wobei die standardmäßig verwendeten "Tiles" (die ansonsten sehr gute amigaspezifische Anleitung spricht hier witzigerweise einmal vom "trident title set") jedoch sehr viel besser aussehen und auch das Erscheinungsbild von "Civilization I" deutlich in den Schatten stellen. Aber auch Landkarten, die das Aussehen einer Welt- oder Europakarte haben, werden standardmäßig mitgeliefert. Sie können dadurch verwendet werden, dass man sie einfach wie Spielstände beim Aufruf der Batch-Datei mit angibt. So findet man sich mittels
   CivStart data/europe.sav
  
beispielsweise auf einer Europakarte wieder, wobei die einzelnen Spieler auch geographisch korrekt plaziert werden. Zu guter letzt wurde darüber hinaus selbst eine Option, mit der sich "FreeCiv" bezüglich der Regeln wie "Civilization I" verhält, nicht vergessen.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich eine unter der GNU-Lizenz entwickelte Software anschickt, das kommerzielle Vorbild in den Schatten zu stellen. "FreeCiv" fehlen mit Blick auf "Civilization II" zwar noch zahlreiche gestalterische Elemente, das Innenleben ist jedoch auf dem besten Wege, mit dem Microprose-Spiel zumindest gleichzuziehen. Auf dem Amiga sieht das alles aber noch einmal ganz anders aus, da es hier ja kein "Civilization II" gibt. Zwar verfügt auch das Ur-"Civilization" über grafische Zwischensequenzen, den Palastbau, die Städteansicht und Porträts der Computergegner. Das alles bewegte sich jedoch auf einem grafisch wenig prickelnden Niveau, so dass man es bei "FreeCiv" auch nicht sonderlich vermißt. Statt dessen erhält man jedoch weitaus farbenfrohere und prächtigere Tiles sowie eine bereits jetzt deutlich mehr Spieloptionen bietende Simulation, die wie ihr erst vor wenigen Monaten auf CD-ROM wiederveröffentlichter kommerzieller Gegenpart allerhöchstes Suchtpotential birgt und den Spieler mühelos stunden-, wenn nicht gar tage- oder wochenlang an den Monitor fesseln kann. Im vorstehenden Test bislang gar nicht erwähnt wurde überdies die hohe Konfigurierbarkeit des "FreeCiv"-Systems. Praktisch alles kann hier nach eigenem Gutdünken ediert werden - angefangen von der Größe der Landkarte über die Spielregeln bis hin zum Aussehen der Tiles. Wie so oft bei GNU-Projekten gilt auch hier: Wer sich viel Arbeit machen will, wird durch enorme Möglichkeiten reich belohnt werden. Aber auch wer die Software einfach nur benutzen will, bekommt eine hochwertige Standard-Lösung geboten. Allen Beteiligten, insbesondere den derzeitigen "Administratoren" Ton Stuckey und David Pfitzner, sowie dem für die Amiga-Compilierung zuständigen und auf amigaspezifische Fragen stets geduldig und ausführlich antwortenden Sebastian Bauer, kann für dieses hervorragende Spiel nur mit vorzüglichster Hochachtung gedankt werden. Und anders als bei kommerziellen Spielen wird man bei "FreeCiv" mit Sicherheit nicht mehrere Monate oder gar Jahre auf eine neue Version (und damit auch auf neue Features) warten müssen. Die freie Zivilisation unterliegt einer fast schon natürlichen Evolution.

(c) 1999 by Andreas Neumann

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