Lifestyle

Angst und Schrecken in Osnabrück

oder

Arbeit - ARGH!

- Gedanken am Rande der Gehirnwolke als letztes Lebenszeichen schwindenden Pseudo-Intellekts -

"Traue keinem. Weder Frauen noch der IHK Osnabrück-Emsland."

Ahem. Nachdem der letzte Gadget-Termin irgendwie an mir vorbeigegangen ist und sich der geneigte Leser endlich mal wieder einer murphyfreien Ausgabe ergötzen konnte, gibt's nu mal wieder kein Halten mehr - alles in Deckung!

Derzeit versucht die Merchandising-Schickeria den willigen Konsumenten mit komischen T-Shirts und Postern, dekoriert mit aufgespießten dilletantisch gezeichneten Comic-Männchen, die Kohle aus der Tasche zu ziehen; auf MTV singt ein ähnlich dilettantisch gezeichneter farbiger Cartoon-Mann mit Kochmütze komische Soulsongs; in den Staaten kriegten gewisse TV-Manager mächtig Schiß bei dem Gedanken, ein freundlicher Zeitgenosse der Trenchcoat-Mafia in Colorado hätte ein T-Shirt mit Aufschrift "Kenny's Dead!" angehabt...

Seltsam?

Nicht wirklich. Drüben läuft schon seit über einem Jahr die Apokalypse der netten Feierabendunterhaltung. Die Simpsons auf Dope. Bigger, Longer and Uncut.

Schon die Pretitles geben zu denken:

"All Characters and Events in this Show - even those based on real people - are entirely fictional. All Celebrity Voices are impersonated... poorly. The following program contains coarse language and due to its content it should not be viewed by anyone."

Klingt nicht gerade nach Tofu-Schonkost für Lehramtsstudentinnen auf dem Kuscheltrip. Ist es auch auch nicht: Man bekommt eine Sendung mit und über Kinder (oder eher: kindliche Charaktere), scheinbar von Kindern gezeichnet, aber definitiv nicht FÜR Kinder auf den Schirm.

Die "Helden":

Stanley Marsh: Halbwegs klarkommender Achtjähriger mit leicht dementen Eltern: Paps kratzt es nicht besonders, wenn der Dorfsheriff mit runtergelassenen Hosen im Keller angekettet ist. Hatte mal einen schwulen Hund namens Sparkey. Seine Schwester hat Komplexe wegen ihrer Spange und verprügelt ihn ständig. Sein Opa will sterben und verlangt Sterbehilfe ("Ich hab's für meinen Opa auch getan!"). Muss kotzen, wenn Frauen, die er liebt, mit ihm reden.

Kyle Broslofski: Stans bester Kumpel (auch wenn sie sich bisweilen prügeln) und Kind jüdischer Eltern. Kyle bekam an Weihnachten aus diesen Gründen leichte Depressionen, da er irgendwie nix spirituelles zu feiern hattte; wurde aber von Mr. Hanky, dem lustigen Weihnachts-Scheißhaufen ("Xmas Poo"), vor größerem Unglück bewahrt. Bis aufs Händewaschen.

Eric Cartman: Eine verwöhnte, fette Sau mit nicht dem geringsten Hang zum Altruismus. Seine Mutter mästet ihn mit allen möglichen Leckereien; sein Vater wurde lange gesucht und nicht gefunden. Bis sich herausstellte, dass SIE ein Hermaphrodit ist und stattdessen Cartmans Mutter unbekannt ist.

Kenny McCormick: "Sleep well, little Child - The Lord Holds Thee Now." Kenny ist der running gag mit Arschkarte: Er trägt IMMER eine orange Jacke und ist via Kapuze vermummt. Seine Sprache ist daher für den Zuschauer so gut wie unverständlich. Kennys Eltern sind bettelarm und Alkoholiker. Kenny stirbt in fast jeder Folge einen unschönen Tod: Von der Mikrowelle gegrillt, von der MIR zerquetscht, beim Völkerball von der chinesischen Nationalmannschaft erballt, von einem Sukkubus ("A woman sent from hell to suck the life out of a man") zertreten. Kenny hat's ergo nicht leicht. Speziell da sein Tod eigentlich niemanden interessiert, bis auf: "Oh my God - They killed Kenny! YOU BASTARDS!"

(Who are ...they? hm...)

So gut wie jeder weitere Charakter in SP hat einen schwerwiegenden Dachschaden: Der Schulpsychologe hat weder Autorität noch Ahnung ("hm...m'Kay!"), der Cop Barbrady ist Analphabet und völlig pillepalle, der Lehrer Mr. Garrsion redet mit seiner satanischen Bauchrednerpuppe, die Bürgermeisterin ist vorrangig publicitygeil, die Busfahrerin eine fauchende Furie, etc. pp. usw. Klar kommt eigentlich nur Mr. Chef, der Schulkoch und Weiberheld, der mit seiner Mütze sogar schläft und alle paar Folgen einen coolen Song zum Besten gibt (Synchronsprecher: Isaac Hayes. Muss man den kennen? Auf jeden Fall soulige Stimme :)).

Itchy & Scratchy? Hochintellektuell! In South Park gucken die Blagen "Terence and Philip". Zwei NOCH übler animierte Figuren, deren Witz vorrangig darin besteht, sich anzufurzen. Den beiden wurde gar eine spin-off-Episode gegönnt (..."die Auflösung zur Frage: Wer ist Cartmans Vater? ....wird heute NICHT gegeben! Stattdessen: T+P in: "Not Without My Anus!""), in der neben Saddam Hussein auch Celine Dion ein Gastspiel gibt ;).

Der gebotene Humor ist gewalttätig, geschmacklos, vulgär, vorhersagbar in seiner penetranten politischen Unkorrektheit, die Animation schlägt die alten Terry-Gilliam-Cartoons von Monty Python um Längen an bewußter Nicht-Ausgegorenheit, sprich man kann sagen: South Park ist zu recht Kult :).

Aliens landen und implantieren Cartman eine Sonde im Arsch; Kenny wird in der Leichenhalle aus Versehen mit englischer Senfsauce einbalsamiert, wird zum Zombie und macht die halbe Stadt platt; Aufgebrachte Eltern wollen T+P wegen der schlechten Wirkung auf ihre Blagen absetzen und lassen sich massenweise mit einer überdimensionalen Gummischleuder an die Wand des Sender-Gebäudes zu Tode klatschen (welcher schließlich nachgibt: aber nur, weil fast alle Eltern "explosive diarrhea" - von Kenny angesteckt - hatten, was einem Giftgasangriff gleichkam); Eine gemeinnützige Knuddel-Organistaion macht einen politisch korrekten Ausflug in den Regenwald und tritt als Naturschutz-Chor auf - wird aber im "echten" Regenwald derart dezimiert und gehetzt, dass sich ihre Mission schlagartig ändert: "Each year, the rainforest is responsible for over three thousand deaths from accidents, attacks or illnesses - STOP IT NOW!"; ... und Barbra Streisand kriegt schließlich auch noch ihr Fett wech <g>

Bei South Park gibt's kein "Jein". Entweder man findet's widerlich, geschmacklos und ein Armutszeugnis für das ausgehende 20. Jahrhundert oder man gröhlt bis zum Umfallen und hält diese Sendung für eine absolut notwendige Ausgeburt eines keine Freunde kennenden amerikanischen Underground-Humors: Bigger, Longer and Uncut. Wer die subversiven, zynischen Züge an Monty Python's legendären Flying Circus mochte (und bei den derzeitigen peinlichen Versuchen von Brisko Schneider et. al. verzweifelt weiterzappt), sollte bei South Park voll auf seine Kosten kommen.

Und sonst?

Wen interessiert eigentlich noch Star Wars?! Erst recht, wenn man "Matrix" gesehen hat. 70er Jahre Kitschmärchen von George Lucas dürften dann... eher irrelevant wirken. Matrix ist zwar weder originell (Erinnert sich noch wer an Dark City von letztem Jahr?) noch hundertprozentig logisch (Sind Kühe nicht etwas pflegeleichter als Menschen für den Einsatz als Biobatterien?), stellenweise latent gewaltverherrlichend und knackig, kurzatmig, cool. Der Sandkastentraum eines Erwachsenen, der soeben ein Pin-Up von Carrie-Ann Moss (lechz :) ) zu Gesicht gekriegt hat. Wer "Dark City" mochte und für eine durchgetylte Pop-Version mit hohem Handy-Faktor etwas übrighat: REIN, REIN und nochmal REIN <g>.

Was man von John Carpenters nicht mehr ganz taufrischem Werk "Vampires" (lief schon letztes Jahr u.a. in Frankreich) leider, leider nicht ganz behaupten kann. Der Streifen ringt dem Genre eine Handvoll neuer Elemente ab in Richtung Western und Roadmovie, die Mukke kommt teilweise ganz groovy, James Woods ist eine kewle Sau, aber spätestens in der zweiten Hälfte entschwindet irgendwie ein wenig die Inspiration, wenn der zwanzigste Blutsauger per Seilwinde ins Freie gehievt wird und der spontanen Selbstentzündung anheimfällt. Der Showdown wirkt arg zusammengeschnippelt - da dürfte wohl einiges im Schneideraum klebengeblieben sein. Positiv: Hoher Matsch+Glibberfaktor, völlig ohne elektronischen CG-Schnickschnack. Durchaus solider Monsterfilm für den Videokonsum zwischendurch, aber leider nix für die Klassikerecke. Blade war knackiger und stimmiger.

Bis denne, haut rein Jungs und laßt Euch nicht von SAP RETAIL zu Tode nerven,

Murphy

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