Tests

Jürgen Klawitter, Berlin

CANON BJC-4400 - erste Eindrücke

Ich kaufte den Drucker erst vor wenigen Tagen. Deshalb ist alles, was ich nachfolgend über ihn sage, mit Vorbehalt zu betrachten. Aber als Entscheidungshilfe für den, der sich einen Tintenstrahler zulegen will, dürften meine ersten Erfahrungen und Tests dennoch brauchbar sein.

Warum überhaupt einen Canon-Drucker? Nun, es gab mehrere Gründe. Von Andreas und Hajo hatte ich Ausdrucke vom Vorgängermodell BJC-4200 gesehen, die mich überzeugten. Außerdem ist meines Wissens Canon die einzige Firma, die den Amiga noch mit Treibersoftware unterstützt. In den Tests, auf die ich in PC-Fachzeitschriften stieß, kam der BJC-4400 auch ganz gut weg. c't beurteilte den Textausdruck als gut, bemängelte allerdings den Grafikausdruck. Da ich ohnehin kaum Grafik drucke, störte mich das nicht.

Ich kaufte den Drucker bei Vobis für 349.- DM. Trotz des niedrigen Preises wartet er mit einer ganzen Reihe von Vorzügen auf:

Aufbau und Anschluss des Druckers gestalteten sich problemlos. Ich konnte mein altes Drucker-Parallelkabel weiterverwenden. Zum Aufstellen reicht ein Fläche von ca. 40x20 cm. Zum Lieferumfang gehört ein Druckkopf mit zwei getrennten Kartuschen für Schwarz und Farbe, beide nicht gerade groß. Außerdem waren da noch eine ziemlich umfangreiche Bedienungsanleitung, eine Windows-Druckanleitung, eine CD und eine Diskette mit Treiber-Software und Einstellungsprogrammen für Windows. Letztere kann man getrost in den Müll schmeißen.

Für Amiga-Nutzer gibt es auf der Aminet-CD #27 eine Demoversion von Canon PrintStudio, die alle notwenigen Programme enthält. Treiber für den 4400 sind da zwar noch nicht vorgesehen, weil es ihn zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch nicht gab, der Treiber für die Vorgängermodelle 4200/4300 ließ sich aber problemlos verwenden, ebenso zwei Voreinstellungsprogramme, die im Prefs-Verzeichnis landeten.

Nun zu meinen Erfahrungen:

Papiereinzug und Textausdruck verliefen völlig problemlos, die Einstellungen zu Papierformat, Rändern, Schrift etc. in Prefs/Printer wurden beachtet. Das Schriftbild ist tadellos. Auch die wenigen Farbgrafiken, die ich bei relativ niedriger Auflösung druckte, wirkten einwandfrei (keine Streifen). Höhere Auflösungen und die Möglichkeiten zur Farbkorrektur habe ich noch nicht ausprobiert.

Die Geräuschentwicklung beim Druck entsprach nicht ganz meinen Erwartungen, vor allem der Papiereinzug ist ziemlich geräuschvoll, so dass ich anfangs dachte, das Papier würde zerknüllt in der Ablage erscheinen. Die Druckgeschwindigkeit war - gemessen an den Versprechungen der Werbung - eher enttäuschend. Für eine Seite Text mit 72 Zeilen und durchschnittlich 70 Zeichen pro Zeile wurden 35 Sekunden benötigt, die Zeit für den Papiereinzug nicht mitgerechnet. Das entspricht also nicht mal zwei Seiten/min. Der Ausdruck einer Textseite im Grafikmodus mit FinalWriter brauchte gar 3 Minuten 15 Sekunden!

Drei weitere Dinge fielen mir unangenehm auf.

  1. Nach Abschluss des Druckvorganges wird grundsätzlich das Papier ausgeworfen, auch wenn nur wenige Zeilen gedruckt wurden und kein Seitenvorschub an den Drucker gesendet wurde. Es ist also nicht möglich, auf einem Blatt Papier nacheinander mehrere kleinere Ausdrucke zu machen. Es bringt auch nichts, das Papier erneut einzulegen, weil die Startposition immer dieselbe ist. Es gibt keinen Walzenknopf und damit keine Möglichkeit, durch Drehen der Walze eine bestimmte Startposition vorzugeben. Versuchsweise habe ich auch den Workbenchtreiber EpsonLQ für Textdruck eingesetzt. Es funktioniert! Sogar der unerwünschte Papierauswurf unterbleibt: der Drucker verharrt nach Ende des Druckes in Bereitschaft, erkennbar an der blinkenden Kontrolleuchte. Ich vermute allerdings stark, dass das auf Dauer nicht gut gehen würde, weil die Düsen dann offen bleiben und vermutlich austrocknen würden. Erst nach Papierauswurf wird nämlich der Druckkopf in eine Ruheposition gefahren und die Düsen werden geschlossen.

  2. Bei Texten, die Farbsteuersequenzen enthielten, z.B. ESC33m (Schriftfarbe 3 ein), schaltete der Drucker auf farbigen Ausdruck um und behielt die Farbe bei, auch wenn später Sequenzen wie ESC31m oder ESC0m (Schriftfarbe 1 ein) kamen. Dies ist um so verwunderlicher, als im speziellen Voreinsteller für den Canontreiber "Schwarz" als Farbe für den Textausdruck eingestellt war. Offensichtlich sind im Treiber diese speziellen Steuersequenzen des Amiga nicht berücksichtigt und werden fehlinterpretiert.

  3. Noch ärgerlicher ist, dass der obere Rand nicht eingestellt werden kann. Die erste Textzeile erscheint 8 mm ab Papieroberkante, bei Grafik sind es sogar nur 3 mm. Das ist m.E. zu wenig, ein inch (2,54 mm) sollte es schon sein. Der 4400 besitzt offenbar keinen Befehl zur Einstellung des oberen Randes. Weder im Handbuch, das übrigens trotz seines Umfanges wenig informativ ist, noch in der Dokumentation zur Studio-Software fand ich entsprechende Hinweise. Es bleibt also nur die Möglichkeit, über Anwendungsprogramme (Textverarbeitung, Grafikdruckprogramm) den gewünschten Abstand einzustellen.

Fazit:

Die ersten Eindrücke sind gemischt. Noch offen ist, wie der 4400 sich über längere Zeit verhält und welche Kosten entstehen werden. Die niedlichen Tintenreservoire dürften nicht allzu lange vorhalten. Laut Anleitung reichen sie für etwa 100 Blatt. Man kann sie austauschen, aber wie oft das möglich ist, bleibt abzuwarten. Es gibt für rund 70 DM zusätzlich einen Druckkopf für reine Schwarzausdrucke mit deutlich größerem Tintenreservoir, das je nach Druckmodus für 400-800 Seiten reichen soll. Der Kopf muss aber nach Verbrauch der Tinte komplett ausgetauscht werden.

Ich denke, dass für jemanden, der keine Farbgrafiken drucken will, ein Laser-Drucker die bessere Wahl ist. Die Anschaffungskosten sind heutzutage nur wenig höher, dafür die laufenden Kosten wesentlich niedriger. Und er ist schneller und liefert noch bessere Qualität.

PS. Falls jemand einen Canon BJC in Verbindung mit TurboPrint betreibt, wäre ich an einem Bericht interessiert, vor allem würde ich gern wissen, ob die oben beschriebenen Mängel dann nicht auftreten.

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