Lifestyle

Konzertbericht

radioactive world tour 1998

Marillion live in Dieburg

Die selektive Wahrnehmung liegt im Wesen der menschlichen Psyche. Negative Erlebnisse, die im Zusammenhang mit einer ansonsten überwiegend positiv empfundenen Erfahrung stehen, verblassen im Laufe der Zeit, das Bild, das der Mensch von der Erfahrung in Erinnerung behält, wird verklärt. Doch auch unter Berücksichtigung dieser Erkenntnis war das Konzert, das die britische Prog-Rock-Band "Marillion" 1997 im hessischen Neu-Isenburg gab (vgl. Konzertbericht in "AmigaGadget"#33), ein unvergeßliches Erlebnis und Beispiel dafür, dass sich anspruchsvolle Musik, technische Brillianz und hoher Unterhaltungswert mitnichten ausschließen müssen. Entsprechend hoch waren denn auch meine Erwartungen an den Live-Auftritt der Band im Rahmen ihrer "radioactive world tour", mit der sie dem Publikum ihren neuesten Geniestreich "Radiation" (vgl. Rezension in "AmigaGadget"#38) vorstellen wollte. Doch schon die Wahl des Veranstaltungsortes schien nicht unbedingt ein gutes Omen zu sein - nichts gegen das kleine Städtchen Dieburg bei Darmstadt, doch wenn man gerade mal ein halbes Dutzend Konzerte in der gesamten Bundesrepublik gibt, dürfen diese durchaus in etwas zentraler gelegeneren, verkehrstechnisch günstiger angebundenen Orten stattfinden. Aber dank Außerachtlassung wichtiger persönlicher Prinzipien und mit der Hilfe motorisierter Freunde stand dem Konzertbesuch nichts im Wege - d.h. fast nichts. Denn nicht nur Dieburg selbst, auch die Ludwigshalle als Ort des Geschehens erwies sich als nicht unbedingt leicht zu erreichen. Unnötig zu erwähnen, dass sich der Eingang zur Halle in einer Nebengasse befindet, während man als unbedarfter Ortsfremder natürlich zunächst versucht, von der Hauptstraße aus hineinzugelangen und sich somit prompt am Lieferanten-/Künstlereingang wiederfindet.

Doch damit nicht genug, die ohnehin bereits abgedunkelten Vorahnungen verdüsterten sich noch weiter, als wir endlich die Halle betreten konnten. Der Größe des Ortes angemessen entpuppte sich die Ludwigshalle als zwar durchaus heimelige, aber lächerlich kleine Mehrzweckhalle. Für den Eintrittspreis von stolzen 40 DM hätte man sicherlich eine etwas spektakulärere "Location" erwarten können. Aber nun gut, der Ton macht ja bekanntlich die Musik, und so harrten wir gespannt der Dinge, die da kommen mochten. Zunächst war das eine sehr freundliche Mitarbeiterin des deutschen "Marillion"-Fanclubs, die mir ganz unvermittelt ein gewaltiges Mikrophon unter die Nase hielt und mir ein paar Fragen zu meinen Erwartungen an den Abend stellte. Ob das ganze mehr war als nur ein eigentümlicher Versuch, neue Clubmitglieder zu werben, konnte ich nicht ergründen. Immerhin ist mir nun aber angesichts des respekteinflößenden Umfangs des Mikrophons die Bedeutung der "Marillion"-Wendung

"And an interviewer threatened me with a microphone,
`Talk to me, tell me your stories.'"

einmal richtig deutlich vor Augen geführt worden. Nach dem obligatorischen Bierchen zum Warmwerden hatte sich die anfangs erschreckend leere Halle dann gegen acht Uhr auch gut gefüllt - die Zahl der Zuschauer dürfte irgendwo zwischen 500 und 1000 gelegen haben -, so dass endlich die Kindergeburtstagsdekorationen und ähnliche Insignien kleinstädtischer Gemeinschaftsaktivitäten ein wenig aus der Sicht gerieten. Als dann das Licht ausging, war die Umgebung tatsächlich so weit akzeptabel geworden, dass von der Atmosphäre her einem wirklich guten Prog-Rock-Konzert nichts mehr im Wege gestanden hätte.

Doch natürlich hatte der Herr, bzw. der Konzertveranstalter, vor das Vergnügen die Vorgruppe gesetzt. Aber das muss ja nichts schlimmes sein - wie gerade auch das "Marillion"-Konzert vom Vorjahr bewiesen hatte. Diesmal handelte es sich zudem um eine alles andere als (zumindest in Prog-Rock-Kreisen) unbekannte Band. Mit "Enchant" wurde eine zwar noch junge, doch mit vier veröffentlichten CDs durchaus bereits erfahrene US-amerikanische Band engagiert, deren jüngstes Album "Break" von "Rock Hard" bis "Hammer" ziemlich enthusiastische Kritiken einheimsen konnte. Und die "Enchant"-Musiker mühten sich dann auch redlich, ihr musikalisches Material vorzustellen, ohne damit allerdings beim Publikum für großartige Stimmung sorgen zu können. Das mochte vielerlei Ursachen haben. Zum einen ist es natürlich immer schwer, Stücke mit etwas komplizierteren Rhythmen und Strukturen so darzubieten, dass auch diejenigen Zuschauer/-hörer, die sie zum ersten Mal hören, etwas damit anfangen können. Und da "Enchant" sehr viel Material vom gerade erst veröffentlichten "Break"-Album spielten und nur vereinzelt Songs von den Vorgängeralben "Time Lost" (1997), "Wounded" (1996) und "Blueprint" (1995) einstreuten, bekam man selbst als fleißiger, aber nicht unbedingt "Enchant"-fixierter Prog-Rock-Fan zu viel Unbekanntes vorgesetzt, um Zugang zur Darbietung der Truppe um Gitarrist Douglas Ott und Schlagzeuger Paul Craddick zu bekommen. Zum anderen machte sich aber auch ein weiteres Mal die unglückliche Wahl des Konzertortes bemerkbar - die Soundanlage der Ludwigshalle war mit dem weiten Klangspektrum unüberhörbar überfordert. Insbesondere im Bereich hoher Töne und bei großer Lautstärke verschwamm der Sound zu einem undifferenzierten Klangbrei, was das Hörvergnügen doch erheblich schmälerte. Der Stimmung auf der Bühne tat das jedoch keinen Abbruch. Insbesondere Sänger Ted Leonard bot eine gute Show - und Mike "Benignus" Geimer war der Spaß am Keyboard-Spiel deutlich anzusehen. Deshalb gab es nach wohl nicht ganz einer Stunde auch freundlichen Applaus für "Enchant". Vielleicht geht die Band ja mal selbst als Headliner auf Tournee - und hat dabei mehr Glück, was Soundqualität und Titelauswahl angeht.

Nun ist es ja nicht ungewöhnlich, dass eine Vorgruppe mit der Soundtechnik zu kämpfen hat, der eigentliche "Act" dann jedoch kristallklar aus den Lautsprecherwänden dröhnt. Aus diesem Grund bestand also auch in Dieburg noch Hoffnung, zumal sich die Roadies mit dem Soundcheck für den "Marillion"-Auftritt jetzt Zeit ließen. Und so wurden die fünf Musiker mit erwartungsvollem Applaus begrüßt, als sie dann endlich die Bühne betraten - allen vorweg natürlich Frontmann Steve Hogarth. War schon beim 97er Konzert der "Opener" eher eigenwillig gewählt, so setzten "Marillion" diesmal noch einen drauf. Als erstes Stück gaben Hogarth, der nach wie vor füllige Gitarrist Rothery, Bassist Trewavas, Keyboarder Kelly und Schlagzeuger Mosley nämlich ausgerechnet "A Few Words For The Death" zum besten, den epischen Song, der das "Radiation"-Album zu einem fulminanten Abschluß bringt. Mit seinem ausladenden Intro, den verspielten feinen Klangnuancen und dem über weite Strecken eher eintönigen Gitarrenriff ist es aber als Livesong wohl ohnehin nur bedingt tauglich, als Opener, der das Publikum ja eigentlich in die richtige Konzertstimmung versetzen und von Anfang an mitreißen sollte, aber jedenfalls vollkommen fehl am Platze. So konnte man den Song dazu nutzen, die für "Marillion"-Verhältnisse äußerst aufwendige Bühnendekoration und Lightshow zu bewundern, die dann auch den hohen Eintrittspreis (und die ebenfalls gesalzenen Preise für die unvermeidlichen Merchandising-Artikel) wenigstens zum Teil rechtfertigen dürfte. Als besonderes Showelement wurden auf die Rückwand der Bühne diverse Bildern projiziert - bei "A Few Words For The Dead" vorwiegend zum ernsten Thema des Songs passende Photographien. Doch auch die visuellen Effekte konnten dann die Erkenntnis nicht überdecken, die das Publikum ab der Hälfte des Stückes gewinnen mußte. Denn kaum gewann der Song an Fahrt und Lautstärke wurde offenbar, was schon beim "Enchant"-Auftritt störend aufgefallen war. Ob es an der technischen Ausstattung oder - was wahrscheinlicher sein dürfte - an den akustischen Verhältnissen der Ludwigshalle lag: sowohl in höheren Tonlagen als auch bei kräftiger Lautstärke wurde man als Zuhörer mit unerfreulichem Klangeinerlei konfrontiert. Da "Marillion"-Songs ja des öfteren in einem (eigentlich) furiosen Finale enden, schwante einem nun schon Schlimmes.

Und tatsächlich sollte sich dieser Mangel zu einem der beiden Hauptprobleme des Abends entwickeln, der den Konzertgenuß doch erheblich verringerte. Das andere Problem hatte sich jedoch die Band erst recht selbst zuzuschreiben - bei der Auswahl der Stücke hatten die Musiker um Steve Hogarth diesmal kein glückliches Händchen. Mit dem (an sich überzeugenden) Argument, man wolle vor allem die aktuelle Arbeit von "Marillion" vorstellen, hatten die fünf Prog-Rock-Musiker eine Setlist zusammengestellt, die als CD hochinteressant gewesen wäre, als Konzert-Programm jedoch nicht funktionierte. Den Schwerpunkt setzten "Marillion" dabei ganz entschieden auf das "Radiation"-Material. Neben "A Few Words For The Death" kamen die auch live überzeugenden Stücke "Under The Sun" - aus unerfindlichen Gründen im Gegensatz zu den ersten Konzerten der "radioactive world tour" leider ohne das vorgeschaltete schalkhafte "Costa Del Slough"-, die im Gegensatz zur CD-Version live ohne Stimmverzerrung dargebotene "Answering Machine", die eher mediokre Single-Auskopplung "These Chains" und natürlich der geniale Ohrwurm "Three Minute Boy" zu Gehör. In diesen "radioaktiven Fallout" wurden dann natürlich auch einige ältere Songs eingestreut. Mit den "This Strange Engine"-Auskopplungen "Man Of 1000 Faces" und dem den Fans gewidmeten "80 Days" musste man rechnen. Weitaus überraschender kam hingegen "Splintering Heart", das "Marillion" nicht in der auf dem "Holidays In Eden"-Album anzutreffenden musikalisch geglätteten Version, sondern in der rauheren "alternativen", weitgehend der "Moles Club"-Liveaufnahme der "Holidays"-Remaster-Bonus-CD (vgl. Rezension in "AmigaGadget"#35) ähnelnden Fassung darboten. Nicht unbedingt zu erwarten war auch der "Beach Boys meet Marillion"-Versuch "Cannibal Surf Babe", bei dessen Darbietung Steve Rothery noch ein paar Nuancen stärker in die Saiten seiner E-Gitarre greifen durfte. Und auch das daran angeschlossene "Gazpacho" durfte als Beweis für die Experimentierlust dienen, die der gesamten Setlist diesmal anhaftete. Dabei konnte es sich Hogarth nicht verkneifen, "Gazpacho" dem damals noch tief im Sumpf der Lewinsky-Affäre steckenden US-Präsidenten Bill Clinton zu widmen, erscheint doch der bereits 1995 geschriebene Song in manchen Teilen nahezu prophetisch auf Clintons Probleme mit der pummeligen Praktikantin und ihrer Abneigung gegen regelmäßige Textilreinigungen anzuspielen:

"As she's begging you to please calm down
In her silk Armani on her knees
Did you carry out those threats I heard
Or were you only playing macho ?
And the stains on her Versace scarf
Were they really just Gazpacho ?"

Mit dieser Titelauswahl haben die fünf Briten die wohl gitarrenlastigsten Songs ihrer aktuelleren Diskographie zusammengestellt - wenn man darunter nur die Stücke fassen will, in denen Steve Rothery primär seine Virtuosität und technische Brillianz unter Beweis stellen kann, nicht aber unbedingt auch seine Fähigkeit, eine Gitarre mit feinem melodischen Spiel zum Singen zu bringen. Dass eine solche Auswahl in der Livesituation problematisch wurde, lag natürlich auch an den geschilderten Problemen mit der Akustik in der Ludwigshalle. Das hohe, oftmals wechselnde Tempo und die Dominanz der E-Gitarre erschwerten darüber hinaus aber auch das für die Konzertatmosphäre so wichtige Mitgehen, Mitsingen, Mitklatschen ganz erheblich. Während der zwei Stunden, die ein Auftritt regelmäßig dauert, möchte das Publikum ein wenig beschäftigt werden - und in Dieburg war das praktisch nur bei "Cannibal Surf Babe", "80 Days" und "Splintering Heart" der Fall. Hinzu kam das beinahe vollständige Fehlen ruhiger Stücke - bis auf zwei Ausnahme verzichteten "Marillion" auf den der Band doch eigentlich liegenden "melodischen Rock". Und selbst die beiden Ausnahmen konnten dann nicht überzeugen. So wurde das Mittelstück des exzellenten Konzeptalbums "Brave" - beginnend mit "Mad" - völlig aus dem Kontext gerissen. Dass Steve Hogarth sich mühte, den Inhalt des Stückes durch wilde Grimassen zu visualisieren, machte das ganze nicht unbedingt besser. Und "Cathedral Wall", das insgesamt sechste Stück vom aktuellen Album, war als Abschluß des regulären Teils des Konzertes zwar nicht die schlechteste Wahl, unterscheidet sich mit seinen musikalischen Spielereien aber nun mal erheblich vom "klassischen" Sound der Band und verschließt sich damit dem einfachen Zugang im Rahmen eines Live-Auftrittes.

Dementsprechend zurückhaltend verhielt sich dann auch das Publikum während des gesamten Konzertes. Zwar wurde stets höflich applaudiert, mitgesungen wurde hingegen kaum und die Stimmung blieb insgesamt eher reserviert. Dass Hogarth - wie immer im krassen Gegensatz zu seinem Vorgänger Fish - selbst wenig unternahm, um das Publikum aufzumuntern, war dabei nicht wirklich hilfreich. Erstaunlicherweise erfolgte dann jedoch die "da capo"-Forderung um so lautstärker. Endlich bebte der Boden der Ludwigshalle. Und so war es nur folgerichtig, dass die Band bei den beiden Zugaben zur Tageshöchstform auflief. So funkelte selbst der 1997 live eher enttäuschende Mammutsong "This Strange Engine" wie ein sorgsam geschliffener Diamant - möglich auch, dass es "Marillion" inzwischen gelungen ist, das autobiographisch angehauchte Stück besser an die Livesituation anzupassen. Doch durfte hier Pete Trewavas erneut während des Intros seinen Bass malträtieren, dass es eine Freude war, sollte der Ausnahmebassist erst mit der zweiten Zugabe seine Meisterprüfung für diesen Abend ablegen dürfen. "Memory Of Water", auf dem "Strange Engine"-Album noch eine unauffällige melancholisch-ruhige Nummer, wurde bekanntlich durch die Techno-Freaks von "The Positive Light" für deren Remix-Version "Tales From The Engine Room" des "Marillion"-Albums (vgl. Rezension in "AmigaGadget"#36) in eine wilde und dennoch erstaunlich stringente Ambient-Version umgewandelt. Nur eine Band, die wie "Marillion" aus begnadeten Musikern besteht, würde einen solchen Einsatz moderner Synthesizer- und Drum-Computer-Technik als Herausforderung begreifen - und so nahmen sich die fünf Progressiv-Rocker kurzerhand der modifizierten Version an und schrieben sie auf sich zurück. Im sogenannten "Big Beat"-Mix übernimmt Bassist Trewavas die bps-treibende Rolle, so dass ein merkwürdiger und reizvoller Hybrid aus dem ruhigen "Memory Of Water"-Original und der tanzflächenkompatiblen "Positive Light"-Interpretation entsteht. Wie man in Dieburg staunend mitansehen konnte, schafft es Trewavas dabei mühelos, selbst nach einem kompletten Konzert und mit völlig durchgeschwitztem Hemd, den Kollegen Rechenknecht in die Schranken seiner Bits und Bytes zu verweisen. Und wer gedacht hatte, dass nun höchstens noch eine Ballade zum Ausklang gespielt werden würde, sah sich getäuscht. Denn als Abschluß und Rausschmeißer griffen die fünf Musiker noch einmal mit "King" auf das "Afraid Of Sunlight"-Album zurück - und entließen dann nach etwa zwei Stunden das Publikum in einem Klanggewitter aus Gitarrenriffs und Schlagzeugwirbeln.

Die "radioactive world tour" war sicherlich eine der innovativsten, die "Marillion" bislang absolviert haben. Auf Songs von "Seasons End", dem ersten (hervorragenden) Album, das die Band mit Hogarth eingespielt hatte, wurde völlig verzichtet. Und auch aus der Zeit mit "Fish" wurde kein einziger Titel gespielt - was bei den schon tausendmal gehörten Ohrwürmern wie "Kayleigh" sicherlich keinen großen Verlust darstellte, angesichts der hervorragenden Interpretationen der Stücke vom "Clutching At Straws"-Album, die die Band im Rahmen der "Strange Tour" zum besten gegeben hatte, aber zu bedauern ist. Dass diese musikalische Umorientierung zu radikal ist, hat die Band dann im weiteren Verlauf der Tournee wohl auch eingesehen. Schon auf den nachfolgenden Konzerten in Deutschland wurden dem Publikum mit Klassikern wie "Sugar Mice" oder "Easter" gewisse Identifikationsmöglichkeiten gegeben. In Dieburg fehlten diese jedoch (noch). Und auch der Sound, der in der südhessischen Kleinstadt so ungenügend war, dass selbst Steve Hogarth seinen Soundtechniker im Verlaufe des Konzertes mit Handzeichen um Verbesserungen bitten musste, war verschiedenen Berichten zufolge wohl bei den anderen Auftritten in der Republik erheblich besser. Doch natürlich war auch in Dieburg nicht alles schlecht - lediglich der alberne Hippie-Touch, den das Konzert durch das Outfit Hogarths und die psychedelisch angehauchten Muster, die nach den "Few Words For The Death" auf den Projektionsflächen abgebildet wurden, erhielt, sei noch auf der Negativseite verbucht. Für "Marillion"-Fans war das Konzert ansonsten dennoch ein Genuß, alleine schon wegen der Tatsache, dass viele der Titel bislang noch nie oder zumindest nur selten live gespielt wurden. Hinzu kommt die wohl beeindruckendste Lightshow, die sich die Band seit vielen Jahren gegönnt hat, und ein bewundernswerter Arbeitseinsatz, der die fünf Künstler einmal mehr als begeisterte Livemusiker ausgewiesen haben dürfte. Insgesamt handelt es sich damit auch beim Dieburger Konzert um ein überwiegend positiv erfahrenes Erlebnis. Wenn jetzt die bewährten Mechanismen der menschlichen Psyche zuverlässig arbeiten, wird der Besucher es schon bald in praktisch unbefleckt guter Erinnerung behalten. Und das war keine Anspielung auf Miss Lewinsky.

(c) 1999 by Andreas Neumann

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