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Computer '98

Womit verbringt man seine Zeit, wenn der Abgabetermin für die Examenshausarbeit nur noch fünf Tage entfernt ist und man drei der großen, mehrbändigen Standardkommentare noch nicht verarbeitet hat ? Die Antwort liegt (angesichts der Überschrift) nahe - man besorgt sich ein Wochenendticket der Deutschen Bahn AG und macht sich auf den Weg zur Computer '98 nach Köln. Gesagt - tun, getan. Da ich keine Lust habe, im schon traditionellen mittäglichen Chaos des Messesamstages zu ertrinken, treffe ich am 14. November erst verhältnismäßig spät in der Domstadt ein. Um mich herum strömen fanatisierte, nach verschüttetem Bier stinkende Menschen aus dem Zug, die rot-weiße Fahnen schwenken und Schlachtengesänge anstimmen. Für einen Moment frage ich mich, ob ich da vielleicht die Wiedergeburt der Amiga-Fan-Gemeinde miterlebe. Doch es sind nur Anhänger des 1. FC Nürnberg, der heute irgendwo in der Gegend zu einem Auswärtsspiel antreten muss. Nun schnell für 15 DM die ermäßigte Eintrittskarte erworben und hinein in die heiligen Messehallen. Bzw. die heilige Halle - denn wie schon im Vorjahr paßt die gesamte Messe mühelos in Halle 11.2. Und wer läuft mir da direkt über den Weg ? Nein, es ist nicht der Herr Kaiser von der Hamburg-Mannheimer, sondern vielmehr der berüchtigte Raubkopiererjäger und Rechtsanwalt Günther Freiherr von Gravenreuth. Tatsächlich ist denn auch im zwölfseitigen "Messemag@zin" (man beachte den wahnsinnig coolen Klammeraffen) ein Vortrag des adligen Advokaten zum Thema "Recht im Internet" bis kurz nach 13 Uhr vermerkt - wieder etwas, das verpaßt zu haben ich nicht wirklich bedauere.

Etwas ähnliches hat sich aber wohl auch das potentielle Messepublikum gedacht. Denn auch wenn um die spätmittägliche Uhrzeit die Halle durchaus gut gefüllt ist, dürfte im Vergleich zu den Vorjahren ein weiterer Besucherschwund zu verzeichnen sein. Und das, obwohl die "Computer"-Messe in diesem Jahr erstmals von der PRO Concept GmbH im Alleingang (und ohne den ICP Verlag als bisherigem Partner) veranstaltet wurde und deren Marketingexperten der Veranstaltung offensichtlich ein zeitgemäßes Image verpassen wollten - mit einem geometrischen Dreiklang aus Kreis, Quadrat und Dreieck als Logo, einem gepiercten Punk ("Hier geht der P@nk ab!") als Identifikationsfigur und einer erneut verstärkten Ausrichtung auf den reinen Entertainment-Bereich. Das bedeutet auch, dass der Amiga-Anteil geringer ist als je zuvor, klingt aber wesentlich besser (und scheint ein Freibrief für kreative Schreibung zu sein - im Heft findet sich eine Liste der "Austteller", um nur ein Beispiel zu nennen). Wichtige Firmen fehlen hier in Köln völlig. So hat z.B. phase 5 kurzfristig die Teilnahme an der Messe abgesagt, offiziell aus Mangel an interessanten Neuvorstellungen. Aber auch andere Veteranen des Amiga-Marktes glänzen durch ihre Abwesenheit - exemplarisch seien nur eagle genannt, die 1998 im Gegensatz zu ihrem Rechtsanwalt nicht den Weg nach Köln gefunden haben. Schnell schreite ich den vorderen Hallenbereich ab, in dem sich vor allem amigafremde Aussteller befinden. Dabei bemühe ich mich, möglichst wenig von den dort präsentierten Spielen mitzubekommen. Denn Neuigkeiten wie die grafisch anspruchsvolle Autorennsimulation "N.I.C.E." oder der "Pizza Connection"-Nachfolger "Pizza Syndicate" aus dem Hause Software 2000 führen angesichts ihrer technischen Brillianz beim noch nicht völlig indoktrinierten Amiga-Anwender zu erheblichen Minderwertigkeitskomplexen und sind somit dem Wohlbefinden nicht wirklich zuträglich. Auch eine gewaltige Spielfläche, auf der man sich als "menschliche Tischfussballfigur" verdingen kann, und den Bereich des Internet-Cafés lasse ich links liegen.

Aus der wunderbaren Welt des Amigas entdecke ich vor allem die üblichen Verdächtigen. Die Jungs von IrseeSoft haben, wenig überraschend, mal wieder eine neue Version ihres famosen Druckertreibersystems "Turbo Print Professional" im Messegepäck (Testbericht in diesem "Gadget") - und sich mit ihrer Upgrade-Praxis eine nahezu unerschöpfliche Geldquelle erschlossen. Und bei MicroniK glänzt man einmal mehr mit gelungenen Hardwarelösungen für bastelwillige Amiga-Besitzer - allen voran natürlich das geniale infinitiv-Towersystem für den Amiga 1200. Die Konkurrenz ist aber nur wenige Meter entfernt, auch wenn sich die Firma RBM Computertechnik mit ihrem "Towerhawk ex" und der Schnittstellenkarte "IOblix" erneut in den hintersten Winkel der Halle verzogen hat. Des weiteren tummeln sich hier natürlich - schließlich haben wir es laut Eintrittskartenaufdruck mit einer "grossen Verkaufsmesse" zu tun - auch alle möglichen Händler: Vesalia und COOL bits, um vielleicht zwei der im Amiga-Markt bekannteren Namen zu nennen. Vor allem aber haben zahlreiche Wiederholungsaussteller den Weg nach Köln gefunden. So sind wie im Vorjahr auch Epic Marketing anwesend. Diesmal jedoch ohne die Crew von "CineTech". Vittorio Ferrari, der "Sixth Sense Investigations"-Programmierer ist anderweitig beschäftigt. "Vittorio is busy shooting some people", läßt mich der freundliche Standmitarbeiter wissen. Das exkulpiert natürlich. Unentschuldbar ist hingegen, was Titan Computer passiert ist. Schon lange ein offenes Geheimnis war es, dass die norddeutsche Softwareschmiede für eine Amiga-Konvertierung des Strategiehits "Siedler II" aus dem Hause Blue Byte sorgen würde. Und so war man natürlich auf erste Eindrücke von diesem Projekt gespannt - und wurde bitter enttäuscht. Der zur Präsentation vorgesehene Monitor blieb dunkel. Laut einem der Titan-Mitarbeiter, dem es offensichtlich erfolgreich gelungen war, den gemeinsamen Alkoholkonsum vom Vorjahr zu verdrängen, gab es wohl beim Transport an den Rhein einen regelrechten Rechnercrash, der die einzige lauffähige Version des Spieles mit sich ins NIL: riss. Nur ein wenig tröstete da die Vorstellung des schon bekannten "PowerGoo"-Verschnitts "Elastic Dreams" und der ersten kommerziell vertriebenen Fassung der sehr nützlichen "Candy Factory", mit der man im Nu sehr ansehnliche Schriftzüge und einfache Grafiken erstellen kann, über diesen Ausfall hinweg.

Ganz anders Martin Wolfs Eternity, die als Unteraussteller am Stand von Albrecht Computer Technik untergekommen waren. Wie im "Gadget"-Interview in der letzten Ausgabe versprochen gibt es hier eine Demoversion von "Tales Of Tamar" zu sehen (aber leider nicht mitzunehmen). Das Fantasy-Spiel, das schon durchaus revolutionäre Neuerungen im Amiga-Spielesektor versprach, macht auch "live" bereits jetzt einen sehr vielversprechenden Eindruck. Und das, was der nicht wirklich freundliche Standmitarbeiter ankündigt, klingt ebenfalls jedenfalls interessant. "Tales Of Tamar" soll kostenlos kopiert werden können - lediglich die (zum Spielen erforderliche) Nutzung des "Tales Of Tamar"-Servers wird über das Internet nur für registrierte Anwender funktionieren. Dabei ist an eine monatliche Gebühr in zu verkraftender Höhe gedacht - was den Vorteil hat, dass man nicht jedes Jahr ein neues Update kaufen muss, was aber natürlich auch bedeutet, dass Eternity sich den teuren Druck eines Handbuches und die teure Erstellung einer Verpackung sparen und überdies zeitlich grundsätzlich unbegrenzt gerade von ihren besten Kunden kassieren werden können. Man darf gespannt sein, ob das alles so funktioniert, wie man sich das in Frechen, dem Sitz Eternitys, vorstellt. Ganz neu vorgestellt wird hier in Köln auch ein anderes Produkt, welches bislang nur als Demoversion auf ausgesuchten PD-Serien zu bewundern war. The Real Ologramm nennt sich eine italienische Softwareschmiede - und "OloFight" ist ihr erstes großes Projekt. Obwohl es sich um ein Beat'em-Up-Spiel, und damit um ein ziemlich ausgelutschtes Genre handelt, wirkt "OloFight" doch ziemlich vielversprechend. Das Spektakel, in dem sich obskure Wesen zum Faustkampf gegenüberstehen, hat verblüffend geringe Hardwareanforderungen und verspricht dennoch spieltechnische Leckereien. Ein Konkurrent für "Captial Punishment" könnte das Licht der Computerbildschirme erblickt haben.

Und auch ich glaube, jemanden erblickt zu haben. Wenn mich nicht alles täuscht, ist Dr. Peter Kittel, ehemaliger Commodore-Angestellter und ehemaliger PIOS-Angesteller, gerade an mir vorbeigehuscht, bzw. gegangen. Ob es da einen Nostalgiker auf die Totenmesse des einst verehrten Systems gezogen hat ? Dass diese Vermutung zumindest hinsichtlich der Diagnose des Patienten ins Reich der Spekulation gehört, ist erklärtes Ziel von Amiga Inc. und International. Die Schwesterfirmen haben sich mal wieder einen großen Stand geleistet und diesen, auch das nicht neu, vor allem an Unteraussteller weitervermietet. Neben bekannten Gesichtern (etwa dem "Amiga Zentrum Thüringen") findet sich hier auch ein Präsentationsplatz für die vielversprechende Internet-CD-ROM "NetConnect! 2", auf der sich neben den Vollversionen zahlreicher Netzapplikationen u.a. auch ein auf AmiTCP basierender neuer TCP/IP-Stack namens "Genesis" befindet. Als ich hinzutrete ist der Standmitarbeiter gerade damit beschäftigt, zwei sich augenscheinlich für mächtig cool haltenden Kids zu erklären, dass es kaum möglich sein dürfte, in einer halben Stunde eine "Javascript"-Implementierung zu programmieren. Es geht also um den "Voyager" von Oliver Wagner, der seinen WWW-Browser ursprünglich schon vor einem Jahr in einer javascriptfähigen Version 3 hatte präsentieren wollen. Wie ich hier jetzt aber erfahre, gab es bei der Entwicklung erhebliche Probleme. Insgesamt drei externe Programmierteams, die Oliver Wagner mit der Programmierung des Javascript-Parsers beauftragt hatte, scheiterten an der Aufgabe, so dass Tausendsassa Wagner inzwischen wohl selbst die Entwicklung an sich gezogen hat. Die auf der "NetConnect!" enthaltene "Voyager"-Version 2.96 unterscheidet sich, so der Standmitarbeiter, von der letzten "öffentlichen" Version 2.95 im übrigen hauptsächlich nur durch die Anbindung an die Benutzeroberfläche der CD-ROM. Tja, hätte er das mal nicht gesagt - jetzt werde ich mir die CD bestimmt nicht kaufen. Und auch für ein weiteres Produkt, das hier von einem Unteraussteller präsentiert wird, falle ich als Kunde aus - Ateo führt eine 64 Bit-Grafikkarte für den A1200 vor.

Eine ganz andere, weniger auf unmittelbaren Konsum gerichtete Zielrichtung haben diverse andere Aussteller. So informiert der Amiga Club im BTX & Internet genauso über seine Aktivitäten wie der CFC Hagen e.V. fachkundige Auskunft und praktische Hilfe bei Computerproblemen anbietet. All diese rührigen und engagierten Clubs sind aber nichts gegen einen neuen Protagonisten des grenzenlosen Amiga-Marktes der Peinlichkeiten. Nichts anderes als einen "Dachverband deutscher Amiga User Groups" gibt es seit wenigen Wochen. Eng mit dem APC&TCP verknüpft (aber von diesem dennoch unabhängig) hat sich dieser "Club der Clubs" dazu ernannt, das Sprachrohr der Anwender gegenüber "allen bedeutenden Amiga-Firmen" zu sein. Da Amiga-Firmen per defintionem nicht bedeutend sind, könnte man diesen Verein gelassen agieren lassen. Die zweifelsohne gutmeinenden Amiga-Aktivisten nehmen ihre Mission aber bedauerlicherweise todernst und zeigen hier in Köln bereits, wohin man mit viel Engagement, Vitamin B und Frechheit kommt. Überall, wo etwas passiert, mischt ein Clubvertreter mit - und sei es nur um zu zeigen, dass man ja wirklich wichtig ist. Dabei hat der "DAUG" mit einer um Peinlichkeiten nicht armen Presseerklärung, einem mehr als nur albernen Kürzel, das geradezu danach schreit, als "DAU-Gruppe" übersetzt zu werden, und einem völlig abgedrehten Logo, in dem neben dem Schriftzug "Dachverband DEUTSCHER Amiga User Groups" (Hervorhebung vom zynischen Beobachter) munter (und sinnentleert) die Flagge der EG weht, schon recht deutlich gemacht, was von ihm zu halten ist. Und als wäre die mangelnde Begeisterung der (noch vorhandenen) Anwender das Problem des Amiga (und nicht etwa die seit Jahren andauerende technische Stagnation der Plattform), müllt der DAUG die Messehalle auch noch mit einer völlig überflüssigen Unterschriftenaktion zu, deren eigentlicher Sinn wohl darin besteht, Adressen für den DAUG und seinen Sponsor Haage & Partner zu sammeln. "Ihre Unterschrift entscheidet für die Zukunft unseres AMIGA." Ohne Worte.

Nach so viel Gehässigkeiten wird es dann aber Zeit, endlich beim APC&TCP vorbeizuschauen. Der Computerclub ist mal wieder mit zahlreichen Clubmitgliedern und guten Freunden als freiwilligen (und billigen) Helfern erschienen. Und hat diesmal sogar einen ganz hervorragenden Stand ergattern können - unmittelbar gegenüber dem Amiga-Gemischtwarenladen und eingerahmt von Ossowskis Schatztruhe und Haage & Partner. Dementsprechend glücklich grinst auch Clubchef Andreas Magerl, der Mann mit dem schönen Vornamen und dem großen Talent fürs Geschäft. Auf den Gabentisch hat er natürlich auch wieder einige Neuigkeiten ausgebreitet - einen Soundtracker-Clone namens "DigiBooster Pro", eine CD-ROM der "AmigaTimes" und zwei weitere Silberscheiben namens "The Best Of Scene Archives" und "Games Attack" (Testberichte zu den genannten Produkten, mit Ausnahme der Demo-CD-ROM, gibt es in diesem "Gadget"). Aus dem Hintergrund erscheint nun auch Igor Vucinic, einer der kreativen Köpfe des Klubs (der hier aus Rücksicht auf die Alliteration nicht mit "C" geschrieben wird). Als Igor meiner ansichtig wird, fällt er auf die Knie. Wie sich herausstellt, muss er sich überraschenderweise nicht übergeben, sondern fühlt sich lediglich in den "Gadget"-Messeberichten unangemessen unterrepräsentiert. In meiner unendlichen Güte und Weisheit höre ich mir das Gejammere geschlagene vier Sekunden an und verpasse ihm dann einen Tritt ins Kreuz. Es werde Ruhe ! Bevor er zusammenbricht, überreicht Igor mir aber noch schnell eine Kopie des Grafikkartenpatches für das von ihm betreute "Flyin' High"-Autorennspiel (einen Testbericht gibt es, na, wer kann es erraten ?, richtig: in diesem "Gadget"). Mit persönlicher Widmung "für Wurzeldepp". Wirklich bewundernswert einfallsreich (vgl. dazu nur den Text "Sven an FA und AG" in "AmigaGadget"#22 und den Leserbrief von Meik Woyke in "AmigaGadget"#30). Ich bin schwer beeindruckt und helfe dem jetzt nur noch leise vor sich hin Wimmernden gändigerweise wieder hoch. You can call me Viagra. Aber auch ohne verzerrte Wirklichkeitswahrnehmung fällt mir auf, dass der gute Mann eine Krawatte mit kleinen Äpfeln als Symbolen trägt. Mehr Beweise brauche ich als professioneller Klatsch&Tratsch-Reporter nicht - die Messe hat ihre Sensation: Der APC&TCP verläßt den Amiga und produziert ab sofort nur noch für den Apple. Oder waren es jetzt doch Birnen ? Oder Enten ?

Unterdessen ist es 15 Uhr geworden und damit Zeit für das einzige Treffen, zu dem ich mich diesmal verabredet habe. Marco "Peacemaker" Grimm erscheint erfreulich pünktlich am verabredeten Treffpunkt - und bringt auch seinen Bruder, einen guten Bekannten aus alten "C-F-Tagen", mit. Überraschend gesellt sich auch "Dr. Retro", ein weiterer Pseudoträger aus dem "Computer-Flohmarkt" hinzu, und wir unterhalten uns ein wenig über die Messe, den Amiga und die Heisenbergsche Unschärferelation. Um das Niveau noch weiter anzuheben, beschließen wir schließlich zum einen, in Zukunft etwas elegantere Formulierungen zu verwenden, und zum anderen, uns den Liveauftritt der Musikgruppe "Annex" anzutun, die in der "Arena", wie der Vortragsbereich diesmal reichlich euphemistisch bezeichnet ist, das von Petro Tyschtschenkos Amiga International zur offiziellen Amiga-Hymne ausgerufene "Back For The Future" zum besten geben werden. Da das sehr viel Spaß verspricht (wenn auch nicht unbedingt im wohl ursprünglich beabsichtigen Sinne), setzen wir uns in Bewegung. Und ehe ich mich's versehe, ist es den anderen gelungen, sich abzusetzen. Dumm sind sie nicht, das muss man ihnen lassen. Also reihe ich mich eben alleine in die Zuschauermenge ein, die sich vor der Arena versammelt hat. Die vorhergehende Veranstaltung dauert noch an, so dass ich noch in den Genuss einer Kostprobe der Rede eines DAUG-Vertreters komme. Da mit dem neuen Amiga erst in fünf Jahren zu rechnen sei, müsse alles daran gesetzt werden, dass auch in der Zwischenzeit technologischer Fortschritt stattfinde. Und als wäre das Publikum ob dieser sensationellen Einsichten noch nicht verblüfft genug, nötigt es der DAUG-Propagandaleiter dann auch noch zu einer Antwort auf die wirklich sehr sinnvolle Frage "Wollt Ihr die totale Zukunft ?". Wobei die Formulierung ("totale") vermutlich nur meiner polemischen Phantasie entspringt. Ich brülle jedenfalls lauthals "Nein." Eine Wirkung hat das, erwartungsgemäß, nicht. Hier im Kölner Sportpalast, äh, in der Messehalle 11.2 ist jedenfalls der entscheidende Moment gekommen. Die Gruppe "Annex" schnürt an mir vorbei in Richtung Bühne. Angekündigt wird sie von niemand geringerem als Petro "die Frisur" Tyschtschenko. Und was ich nie für möglich gehalten hätte, passiert: Der gute Mann erfüllt die Vorurteile, die ich mir über ihn aufgrund seiner bisherigen öffentlichen Aktionen aus der medienvermittelten Distanz hatte, mühelos. Doch es kommt noch schlimmer. Zunächst dürfen ein paar Mädels der Cheerleader-Gruppe der "Red Eagles" aus Frankfurt am Main zu einem mittelmäßigen, auf einem Amiga komponierten Dancefloor-Gedudele eine nicht wirklich überzeugende choreographische Darbietung abliefern. Dann folgen "Annex" höchstselbst - und sogar die musikalische Struktur des ebenfalls mit einem Amiga erstellten Stückes entspricht weitgehend dem eben erst Gehörten und Gesehenen. Als dann auch noch mit einem dritten Titel ("Keep The Momentum Going") gedroht wird, trolle ich mich schnell von dannen. Man soll seine Gesundheit ja nicht allzu leichtfertig aufs Spiel setzen. Und auch die Bitte, das Publikum möge sich doch bitte ein bißchen begeisterter geben, da man von dem Auftritt ein Video drehen wolle, kann mich nicht zum Bleiben bewegen. Selbst ich habe ein Niveau, das unterschritten werden kann. Und seit dieser geballten DAUG-Tyschtschenko-Annex-Ladung düstere Erwartungen für die Zukunft des Amiga.

Erwähnenswert scheinen mir an dieser Stelle auch die beiden Stände zu sein, die in trauter Nachbarschaft direkt neben der Arena angesiedelt sind: New Generation Software (diesmal bedauerlicherweise ohne oberweitenstarke Sexbombe), Hersteller einer schlüpfrigen Wirtschaftssimulation mit dem bezeichnenden Titel "Wet!", die auf der Messe erstmals auch für den Amiga erhältlich ist, und die Bundeswehr, die hier über die beruflichen Möglichkeiten im Dienste der kämpfenden Truppe informiert. Mir selbst steht der Sinn aber (ungewöhnlicherweise) im Moment weniger nach heißen Sexspielchen oder offenen Kampfhandlungen, so dass ich mich lieber noch ein wenig bei den auch für die Leserschaft vielleicht (aber auch wirklich nur vielleicht) interessanteren Ausstellern umsehe. Da wären natürlich in erster Linie Amiga Inc. und International. Am Vorabend wurde in einer Pressekonferenz bekanntgegeben, dass man sich für die Firma QNX (sprich: "Kjunix") als Partner für die Softwarearchitektur der neuen Amiga-Generation entschieden haben. Auf einem sehr prägnant und informativ gestalteten Flugblatt werden die wichtigsten Aspekte dieser Entscheidung erläutert. Dabei soll Neutrinos, das sehr modular aufgebaute Betriebssystem von QNX, nur die Grundlage für das neue AmigaOS bilden. Die Benutzeroberfläche will Amiga Inc. selbst entwickeln und das System obendrein noch um zusätzliche Multimedia-Unterstützung und weitere besondere "Konvergenzfähigkeiten" ergänzen. Dabei lesen sich die geplanten (und von Neutrinos bereits jetzt weitgehend verwirklichten) Features sehr vielversprechend - virtueller Speicher, Multiprozessorunterstützung, echte Real-Time-Fähigkeiten, OpenGL, Java und preemptives Multitasking sind nur die hervorstechendsten Eckpunkte der umfangreichen Liste. Weniger eindeutig sind hingegen die in weiser Voraussicht formulierten Antworten auf drei "frequently asked questions", insbesondere wenn es um vorhandene Amiga-Software geht. So führt kein Weg daran vorbei, dass man vorhandene Programme für das neue Betriebssystem komplett um-, bzw. gar neu schreiben muss. Dass auf die Frage, ob Amiga-Applikationen unter dem neuen OS laufen, jedoch lediglich lapidar auf die für das Entwicklungssystem (!) geplante Amiga-PCI-Karte verwiesen und kein Wort über eine Software-Emulation verloren wird, ist schon rätselhaft und durchaus unbefriedigend. Aber etwas anderes ist man ja von offizieller Seite auch gar nicht mehr gewohnt. Dafür sollen sich unter den QNX-Entwicklern angeblich sehr viele heimliche Amiga-Fans befinden - was ja mal was ganz neues ist. Selten so gelacht. Ob der DAUG da seine Finger im Spiel hatte ?

Nun suche ich ein wenig Entspannung und finde sie ebenfalls am Amiga-Stand. Dieser wird nämlich von einer gewaltigen Videowand abgeschlossen, an der regelmäßig Präsentationen diverser Softwareprodukte erfolgen. Nachdem Andreas Küssner von Oberland Computer schon so freundlich war, und dem "Gadget" eine Presseerklärung zu "Wildfire 7\PPC" zukommen ließ, will ich mir dieses "Spezial Effekt System" einmal selbst aus der Nähe ansehen. Und das, was Küssner da präsentiert, sieht wirklich vielversprechend aus - Objekte werden in bestechender grafischer Qualität verformt, Szenen ineinander übergeblendet und die ganze Szenerie dabei animiert. Nach kurzer Wartezeit gelingt es mir dann auch, den inzwischen wieder an den gegenüberliegenden Oberland-Stand zurückgekehrten Küssner kurz privat zu sprechen. Und was er erzählt, ist wenig ermutigend. Er hat angesichts der schlechten Situation, in der sich der Amiga-Markt (oder das, was man höflicherweise als solchen bezeichnet) wohl ernste Zweifel, ob sich die drei Entwicklungsjahre, die in "Wildfire" stecken, je rentieren werden. Vorerst würde man jedenfalls eine kleine Ruhepause einlegen - nicht unbedingt berauschende Zukunftsperspektiven für eine der wenigen noch verbliebenen zumindest semiprofessionellen Softwarelösungen für den Amiga.

Nachdem ich mich kurz am Stand der ACT Electronic GmbH über angebliche Pläne zur Entwicklung einer PPC-Karte erkundigt und erfahren habe, dass es sich dabei wohl um mehr als nur ein Gerücht handelt, schlendere ich jetzt zum Haage & Partner-Stand. Dort ist neben der neuen Version 3.4 der DTP-Software "Pagestream" und neben "StormC" natürlich die erst vor kurzem erschienene Textverarbeitung "AmigaWriter" (Testbericht in "AmigaGadget"#37) Blickfang und Höhepunkt zugleich. Wie sich herausstellt, hat einer der Programmierer höchstpersönlich die nur bedingt dankbare Aufgabe übernommen, sein Produkt vorzuführen und den Anwendern Rede und Antwort zu stehen. Als ich dazu stoße, ist er gerade dabei, eine umfangreiche Fehlerliste, die ihm ein Nutzer vorgelegt hat, auf ihm bisher noch unbekannte Bugs durchzusehen. Zusammen mit zwei anderen Messebesuchern unterhalte ich mich anschließend mit ihm über den "AmigaWriter" - und die für Version 2 geplanten Erweiterungen. So will man wohl bei Haage & Partner vorerst keine neuen Updates rausbringen, sondern sich vielmehr ganz auf den Versionssprung konzentrieren. Dabei soll die erste "richtige" "AmigaWriter"-Version dann unter anderem zahlreiche zusätzliche Import-/Exportfilter enthalten. Der besonders wichtige Filter für Microsofts "Word" stelle, so der Programmierer, Haage & Partner jedoch vor nicht unerhebliche Probleme. Die Gebühren, die Microsoft für eine Zurverfügungstellung der Entwicklerdokumentation verlangt, entsprechen wohl in etwa dem Gegenwert eines Einfamilienhäuschens. Als zum jetzigen Zeitpunkt wahrscheinlichste Lösung komme daher aller Voraussicht nach eine Zusammenarbeit mit Peter Drapich, dem Programmierer des Sharewareprogrammes "Word Converter", in Betracht, da dieser das "Word"-Format weitgehend enträtselt habe. Das Hauptproblem ist in diesem Falle aber die Sprachbarriere zwischen der deutschen Firma Haage & Partner und dem Polen Drapich. Man darf sich aber durchaus Hoffnungen machen, dass man mit dem "Amiga Writer" 2.0 auch "Word"-Texte lesen können wird. Auch wenn dabei natürlich zahlreiche Informationen verloren gehen werden - insbesondere die Makros und OLE-Objekte. Weniger wahrscheinlich ist aber eine Unterstützung von PDF und insbesondere der kontextsensitiven Beschreibungssprache HTML. Hingegen soll der "Amiga Writer" früher oder später auch Tabellen und zusätzliche, ausgefallene Druckformate (etwa zur Erstellung von Informationsbroschüren im DIN A5-Format) beherrschen können. Da der Programmierer nicht nur sehr freundlich ist, sondern auch - obwohl er ein wenig aussieht wie Gerd "FlipFlop" Frank - durchaus kompetenz wirkt, könnten künftige Versionen der Textverarbeitung vielleicht wirklich so gut werden, wie die kommerziellen Amiga-Magazine sie schon heute finden.

Interessant wird es aber auch beim Blick über den "AmigaWriter-Teller" hinaus. So schwärmt der Haage & Partner-Mann begeistert von der QNX-Demonstration am Vorabend, bei der wohl insbesondere die Fähigkeit des Systems, mehrere miteinander vernetzte Rechner zu einer gemeinsamen Arbeitsplattform zu machen, für Aufsehen sorgte. Als praktisches Beispiel habe man gezeigt, wie ein Fenster samt Inhalt einfach per Mausbewegung von einem Rechnersystem auf ein anderes hinübergezogen wurde. Aber ein vermeintlich neues Betriebssystem gab es ja in der Vergangenheit des Amiga mit dem p-OS von proDAD schon einmal - und das lief sogar auf einem Amiga und nicht wie Neutrinos bei der Kölner Präsentation nur auf einer Intel-Plattform. Wie einer meiner beiden "Mitbesucher", der wohl mal am p-OS-Entwicklerprogramm teilgenommen hatte, berichtet, ist dieses aber noch vor seiner Fertigstellung inzwischen eingestellt worden, was angesichts des bei allen Schwächen nicht zu leugnenden Potentiales dieses Systems durchaus bedauerlich ist.

In daraufhin etwas weniger euphorischer Stimmung schaue ich jetzt noch einmal beim APC&TCP vorbei. Inzwischen ist auch das Programmierer-Mastermind Markus Pöllmann anwesend. Und kaum habe ich die erste Silbe von "Phönix", dem schon seit weit über einem Jahr angekündigten neuen Pöllmann-Projekt ausgesprochen, bricht dieser verzweifelt zusammen. Offensichtlich hatte er eine Demoversion für die Messe erstellt, die dann jedoch auf der vorhandenen Hardware nicht zum Laufen zu bewegen war. Wäre ich gehässig, würde ich jetzt auf einen bestimmt demnächst erscheinenden Patch zur Demoversion verweisen. Aber ich bin ja glücklicherweise gar nicht so. Währenddessen versucht Igor Vucinic sein bestes, die Äpfel-Krawatte unter Wahrung einer gewissen Restwürde spazieren zu tragen. Als er mich erspäht, grinst er mir verschwörerisch zu - in der (vergeblichen) Hoffnung auf eine Erwähnung im "Gadget", dem Magazin der Schönen und Reichen. Doch noch während ich hämisch in mich hineingrinse, steht auch schon die nächste Messeüberraschung an. Zufällig laufe ich Christian Keller, dem Herausgeber des "StarMags", über den Weg (und vice versa). Da ich seine politischen Vorlieben aus ausufernden Debatten in Kalle Baders Diskettenmagazin "HAM" kenne, nutze ich die günstige Gelegenheit und schwatze ihm, unter geschickter Vertuschung des wahren Urhebers, das letzte Exemplar meiner Politsimulation "1990" auf, welches Andi Magerl noch vorrätig hat. Rache ist süß. Und so zahlt es sich dann doch noch aus, dass eine Kohl-Karrikatur die Verpackung ziert. Doch nun muss ich für einen Bekannten erst einmal ein paar Photos vom APC&TCP-Stand machen. Und obwohl "der Chef" alles versucht, um mir aus dem Schußfeld zu bleiben, gelingt mir dann noch ein echter Magerl-Schnappschuß. Hieße ich Reinhold Messner und hätte Andreas Magerl mehr Haare, dann könnte ich jetzt ein Buch schreiben. So bleibt mir nur mich zu ärgern, denn just als ich meine Munition verschossen habe, der Film keine Bilder mehr hergibt, ertappe ich Christian Keller dabei, wie er versucht, am Stand des Amiga-Magazins, das als Unteraussteller bei Amiga Inc./International untergebracht ist, Amiga-Merchandisingartikel zu kaufen. Amigawahnsinn scheint doch auf den Menschen übertragbar zu sein.

Jetzt lege ich eine kurze Orientierungspause ein, bei der die werten Kollegen vom gedruckten Wort einer näheren Inspektion unterzogen werden. Zunächst einmal greife ich ganz profan konsumierend für läppische 5 DM (und damit zu einem Bruchteil des regulären Verkaufspreises) die Septemberausgabe der Computerrechtszeitung "Kommunikation & Recht" ab. Dann erst wende ich mich den Publikationen zu, die sich mit dem Amiga beschäftigen. Der ICP-Verlag ist natürlich wieder mit einem großen Stand präsent und bringt einmal mehr CD-ROM-Bundles und alte und aktuelle Ausgaben der "Amiga Plus" unter die Leute. Aber auch die "Amiga Spezial" (bei RBM) und das "Amiga-Magazin" (wie geschildert) sind anwesend, wenn auch nur als mehr oder weniger geduldete Gäste an fremden Ständen. Doch war dem interessierten Besucher natürlich schon bekannt, dass sich diese althergebrachte Zeitschriftenlandschaft hier und heute erheblich verändern würde. Denn in Köln sollten zwei neue deutschsprachige Amiga-Printmedien Premiere feiern - und tun es dann tatsächlich auch. Zu Messesonderpreisen von 5 und 6 DM erstehe ich jeweils die (erst später im freien Handel erscheinende) Erstausgabe und bin durchaus beeindruckt. Während die von ehemaligen Mitarbeitern der "GO64" erschaffene "Amiga Fever" (VK 6 DM) noch ein bißchen zu bunt und unstrukturiert wirkt (dafür jedoch "Hermann der User"-Comics enthält), aber inhaltlich durchaus schon gefallen kann, überzeugt die im Falke-Verlag erschienene "amigaOS" (VK 7,90 DM) bereits auf ganzer Linie. Ein übersichtliches, sparsames Design verbindet sich hier mit interessanten und zum Teil erfreulich kritischen Artikeln. Natürlich wird man kaum jedem Beitrag zupflichten können und selbstverständlich kämpft auch die "amigaOS" noch mit einigen Problemen (z.B. hinsichtlich der automatischen Silbentrennung und der Rechtschreibung), doch hier könnte tatsächlich ein "Fachmagazin für Amiga-Anwender" entstehen, wie es der Untertitel forsch behauptet. Wenig einfallsreich sind beide Magazine jedoch, was die Wahl des Namens angeht. "Amiga Fever" war noch zu Commodore-Zeiten ein Werbe"spruch" für den Amiga. Und um bei "amigaOS" an die zu Recht beliebte und vermißte "Amiga DOS" zu denken, erfordert ebenfalls nicht viel Phantasie. Wenigstens was die Berichterstattung angeht kann sich der Amiga nun hierzulande wieder sehen lassen. Jetzt müßte es nur etwas zu berichten geben.

Inzwischen ist es kurz vor 18.00 Uhr. Die Halle hat sich erheblich geleert, was den Nebeneffekt hat, dass man nun ständig kleineren und größeren Berühmtheiten der Amiga-Welt über den Weg läuft. Amiga Inc.-Mann Bill McEwan ist da, Urban "Aminet" Müller und natürlich auch Jonathan Potter, der am Stand der Schatztruhe Version II seines Dateimanagers "DirOpus Magellan" vorstellt. Da mir jedoch nun die Zeit ein wenig davon läuft, führt mich mein Weg schnurstracks zu Conny Figges Stand, an dem wie gewohnt die ganze Familie Figge Dienst tut. Erfreulicherweise kommen die Töchter langsam in ein Alter, in dem man als altes Chauvischwein ihre äußeren Vorzüge genießen kann, ohne sich gleich pädophile Neigungen nachsagen lassen zu müssen. In jedem Fall bekomme ich hier das Aminet Set Nummero 7 (welches u.a. spezielle Versionen des WWW-Browsers "IBrowse" 1.2 und des 24-Bit-Malprogrammes "XiPaint" 4.0 enthält) und die Linux-Portierung von Jens Sørensen (Testbericht in diesem "Gadget"). Auf einen Tip des weiblichen Teils der APC&TCP-Standbesatzung hin sehe ich auch noch einmal bei der Arena vorbei. Dort wird munter Software unters Volk gebracht - höchst entzückt, endlich mal etwas geschenkt zu bekommen, greife ich ein Exemplar des Rollenspiels "Crusade" ab. Natürlich nur für PCs. Vollbepackt schleppe ich mich jetzt zum Ausgang und in den Zug zurück nach Cölbe. Und als hätte ich an diesem Nachmittag mit Tyschtschenko, Annex und DAUG nicht schon genug pseudoreligiöse Propaganda über mich ergehen lassen müssen, komme ich natürlich ausgerechnet neben einem (unzweifelhaft sehr freundlichen) Mitreisenden zu sitzen, der mich zur keltischen Religion bekehren möchte. Bevor es dazu kommt, sinniere ich noch ein wenig über die diesjährige "Computer"-Messe, bzw. das, was ich in gerade mal vier Stunden von ihr mitbekommen habe. Was Neuerscheinungen und Sensationen angeht, kann an dieser Stelle getrost auf das Fazit der letzten Jahre verwiesen werden. Wie immer gab es wenig Konkretes, so manche Ankündigung und bestimmt nicht nur ein leeres Versprechen. Beinahe interessanter als die Frage, wer da war, ist, wer nicht da war - das demonstrative Fernbleiben von phase 5 ist hoffentlich kein böses Omen. Aber auch zahlreiche "normale" Anwender, die in der Vergangenheit gerne selbst aus weiter Ferne nach Köln pilgerten, mieden in diesem Jahr die Messe. Als Treff- punkt der Szene verliert die Veranstaltung damit ebenfalls zunehmend an Reiz, lediglich zum Einkaufen bietet sie dem in dieser Hinsicht doch ziemlich unterprivilegierten Amiga-User sonst nicht vorhandene Möglichkeiten, die den Besuch lohnen können. Und natürlich kann man auf der An- und Abreise endlich mal in aller Ruhe ein wenig in juristischen Dissertationen und Aufsätzen lesen - die Examenshausarbeit fährt auch nach Köln mit. Für 1999 bleibt zu hoffen, dass auch Amiga Inc./International endlich einmal eigene technologische Innovationen vorführen können werden. Wenn nicht könnte die Veranstaltung noch mehr zur Totenmesse verkommen, schon in diesem Jahr wurden an einem Messestand gebrauchte und ausgeschlachtete Amigas auf einem Hardware-Grabbeltisch zusammen mit ausrangierten 64ern angeboten. Wenn das so weiter geht, wäre die Bekehrung zum Keltentum vielleicht doch noch ein Alternative für die Zukunft.

(c) 1998 by Andreas Neumann

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