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Test: Online 2.01

Name : Online Version : 2.01
Vertriebsform : Freeware Genre : Online-Counter
Fundort : Aminet (comm/tcp/Onlin201.lha) Autor : Bülent Kayali

Das Internet ist eine ständige Gefahrenquelle. Dabei liegt die Bedrohung für den normalen Anwender durchaus nicht in irgendwelchen rassistischen oder kinderpornographischen Bildern. Der Schrecken für Otto Normaluser kommt monatlich mit der Telefonrechnung frei Haus. Gerade Neueinsteiger müssen oftmals entsetzt feststellen, welche Kosten ihre Surf-Trips, MUD-Abenteuer oder Online-Chats verursacht haben. Aus diesem Grund gibt es bereits zahlreiche Programme, die den Nutzer über die online verbrachte Zeit informieren und ihn in der Regel auch über die dadurch verursachten Telefonkosten in Kenntnis setzen. Oftmals besitzen diese Online-Counter zudem eine Warnfunktion, mit der sie den im Internet stöbernden User von Zeit zu Zeit daran erinnern, dass jeder Kilometer auf der Datenautobahn bares Geld kostet. Nun ist kürzlich mit Version 2.01 von Bülent Kayalis "Online" ein Programm erschienen, das nicht nur all dies bietet, sondern darüber hinaus auch ausdrücklich für den deutschen Markt eingerichtet ist. Damit hat es eigentlich alles, was man sich als Internet-Reisender aus deutschen Landen wünschen kann. Doch kann "Online" 2.01 die hohen Erwartungen auch tatsächlich erfüllen ?

Das Programm benötigt ARexx, einen TCP/IP-Stack mit ARexx-Port (z.B. das verbreitete "Miami" von Holger Kruse), mindestens MUI 3.8, sowie die Listree-MUI-CustomClass von Klaus Melchior. Außerdem muß der Rechner mit einem Kickstart 3-ROM ausgestattet sein; ob "Online" 2.01 eventuell auch mit Version 2.x läuft, läßt Bülent Kayali ausdrücklich offen. Die Installation erfolgt dann mit Hilfe des "Installers". Sie geht problemlos und komfortabel vonstatten. Die vorhandene CPU wird automatisch identifiziert und eine dementsprechend optimierte Programmversion installiert, lediglich bezüglich der zu verwendenden FPU fragt das Installationsskript nach. Aber so eine Abfrage wäre wohl auch für den Prozessortyp nicht verkehrt gewesen. Denn zumindest im Expertenmodus sollte man die Möglichkeit haben, aus welchen Gründen auch immer (z.B. weil der Rechner mit zwei Bootpartitionen betrieben wird, von denen nur eine die erforderlichen SetPatch-Funktionen durchführt) nicht die für die vorhandene CPU besonders optimierte, sondern eine wenger spezielle Version zu installieren. Aber unabhängig von dieser Kleinigkeit deutet bereits die Installation an, dass Bülent Kayali ein sehr anwenderfreundliches Programm geschaffen hat.

Erfreulicherweise hat er zudem auf alternative Workbench-Ausstattungen Rücksicht genommen und jeder Datei auch ein sehr ansehnliches Icon aus dem isometrischen "NewIcons"-System mitgegeben. Bevor man den Online-Counter selbst in Betrieb nimmt, muß man sich zunächst dem Voreinsteller widmen, der vom Installationsskript standardmäßig in das dafür üblicherweise verwendete "Prefs"-Verzeichnis der System-Partition kopiert wird. Der "Online Voreinsteller" besteht aus insgesamt drei Teilen. Dabei ist der mittlere, der sich mit den Tarifen beschäftigt, der wichtigste und komplizierteste. Glücklich kann sich der schätzen, der seinen Telefonanschluß bei der Deutschen Telekom und seinen Internet-Provider im City-Tarifbereich hat. Denn dann braucht man hier nichts einzustellen. Befindet sich der Provider in einer anderen Tarifzone, hält sich der Arbeitsaufwand ebenfalls noch in Grenzen. Aus der aufklappbaren Baumstruktur braucht man lediglich die entsprechende Zone auszuwählen und "aktiv" zu setzen. Hat man dann noch die "City"-Zone deaktiviert, kann man auch schon recht bald loslegen. Etwas mehr Zeit muß man aber aufbringen, wenn man bei einer anderen Gesellschaft als der Telekom ist. Denn nur für diese wird der Tarifkatalog bei "Online" 2.01 mitgeliefert. Alle anderen müssen die entsprechende Preisliste ihres Telekommunikationsanbieters erst manuell hinzufügen. Das ist allerdings auch kein unüberwindliches Problem, denn die Bedienung des Voreinstellers ist intuitiv erlernbar und einfach. Lediglich die Eingabe der einzelnen, oftmals sehr kompliziert strukturierten Tarife - und dann auch noch unter Berücksichtigung besonderer Feiertagsangebote - dürfte in der Regel ein wenig Arbeit machen. Dafür kommt "Online" 2.01 auch mit noch so seltsam bemessenen Zeittakten klar, da intern alles in Millisekunden umgerechnet wird. Die beiden anderen Teile des Voreinstellers widmen sich dem Verhalten des Programmes selbst sowie der Möglichkeit, gleichzeitig mit dem Start von "Online" automatisch auch andere Internet-Tools, wie den TCP/IP-Stack, einen frei zu wählenden Browser, ein Mail- oder ein Chatprogramm zu starten. Jedenfalls der Start des TCP/IP-Stacks bietet sich hier an. Hinsichtlich des Programmverhaltens kann man schließlich festlegen, wann "Online" die Daten speichern soll, ob und wo ein Logfile mitgeführt werden soll, ob, wann und wie (z.B. mit einem akustischen Signal oder einem gesonderten Requester) Warnmeldungen wegen zu langen Internet-Vergnügens den Anwender erreichen sollen, welche Informationen das Programm während der Online-Zeit ausgeben soll (z.B. die aktuellen Kosten, die Uhrzeit, die vertelefonierten Einheiten oder die gegenwärtige Onlinedauer) und in welchem Intervall sie zu aktualisieren sind (1-10 Sekunden). Alles in allem ist der Voreinsteller gut und übersichtlich gelungen und ermöglicht es, dass die gewünschten Veränderungen schnell vollzogen sind.

Beim Start des Hauptprogrames öffnet sich die Bedienoberfläche von "Online". Sie besteht aus insgesamt drei Bereichen. Den größten Teil des verfügbaren Platzes teilen sich die "Einstellungen" und die "Statistik". Erstere bestehen dabei aus fünf Schaltern. Drei davon sind Cycle-Gadgets:

Tarif: Hiermit kann eingestellt werden, ob "Online" 2.01 automatisch den normalen oder (wohl sonntags) den Feiertagstarif, sofern ein solcher in den Vorteinstellungen definiert wurde, verwenden soll, oder ob man ausdrücklich den Feiertagstarif anwenden will - etwa weil ein von "Online" nicht automatisch feststellbarer Feiertag, wie z.B. Ostern, ist.

Ausgabe: Es gibt zwei Möglichkeiten, wie sich "Online" in der Zeit, in der man tatsächlich online ist, verhalten soll. Zum einen kann man sich in der Kopfzeile des Bildschirms die aktuellen Kosten und die Onlinedauer anzeigen lassen. Hierauf haben die Angaben, die man im Voreinstellungsprogramm zum gewünschten Inhalt der Programmausgabe gemacht hat, keinerlei Einfluß. Oder man lenkt die Ausgabe in ein eigenes Fenster um. Dieses enthält dann nur die in Einstellungen angewählten Informationen - im provozierten Extremfall bleibt es schlichtweg leer.

Autoreset: "Online" merkt sich die anfallenden Onlinekosten solange, bis man das Programm zurücksetzt. Ob dies automatisch an jedem 1. oder 15. jeden Monats oder nur manuell geschehen soll, kann man hier einstellen.

Die beiden anderen Gadgets dienen zur Ausführung einer manuellen Rücksetzung der gespeicherten Kosteninformationen und zum Aufruf des Voreinstellers. In der "Statistik" werden schließlich alle vom Programm erhobenen und gespeicherten Daten angezeigt.

Unter diesen beiden Bereichen befindet sich eine Status-Zeile, die Auskunft über den derzeitigen Zustand des Programmes und der Internet-Anbindung gibt. Den Abschluß bilden schließlich zwei Schalter, mit denen man sich Informationen zu "Online" 2.01 anzeigen lassen und das Programm beenden kann.

"Online" 2.01 arbeitet in der Praxis sehr zuverlässig und fehlerfrei. Lediglich das Voreinstellungsprogramm produzierte auf dem Testrechner (68060) bei jedem Start regelmäßig einen (allerdings in der Regel harmlosen) BYTE-READ-Enforcer-Hit bei Speicherstelle $00000000. Schon bald hat man sich an die Gegenwart dieses praktischen Online-Counters gewöhnt und will ihn nicht mehr missen. Allerdings verführt ein solches Programm natürlich zu schier ungezügelten Wünschen. Beispielsweise könnte man sich eine weitaus komplexere Statistik-Funktion sehr gut vorstellen, bei der detaillierte monatliche Abrechnungen erstellt und vielleicht sogar grafisch angezeigt werden. Und vor allem vermisst man schmerzlich - insbesondere auch bei der sehr eingeschränkten Anzeige in der Kopfzeile - eine Funktion, die einem signalisiert, wie lange man noch online bleiben kann, bis die nächste Einheit fällig wird. So ist man auf schnelles Kopfrechnen angewiesen. Aber auch einige Verbesserungen bereits vorhandener Programmfunktionen sind durchaus denkbar. So wird beispielsweise die Anzeige in der Kopfzeile des Bildschirms nicht automatisch gelöscht, nachdem das System offline gegangen ist. Und die Alternative, das gesonderte Fenster, wird störenderweise beim Öffnen aktiv gesetzt (obwohl man mit ihm überhaupt nicht interagieren kann). Hier könnte der Programmierer den Komfort, den "Online" 2.01 ansonsten ja bietet, durchaus noch einmal erheblich anheben.

Aber auch schon so ist Bülent Kayali ein sehr empfehlenswertes Programm geglückt. Auch die beiden deutschsprachigen AmigaGuide-Anleitungen für den Voreinsteller und das Hauptprogramm wissen, trotz zahlreicher kleinerer Rechtschreibfehler, durch ihren strukturierten Aufbau weitgehend zu überzeugen. Und im Gegensatz zu so manchem anderen Online-Counter ist "Online" 2.01 eben speziell für deutsche Anwender zugeschnitten, so dass man sich, jedenfalls sofern man Kunde des Quasi-Monopolisten Telekom ist, nicht erst vor der Inbetriebnahme lange mit der Konfigurierung des Systems und der Anpassung an das komplizierte deutsche Tarifsystem herumärgern muß. Vielleicht werden ja in Zukunft auch die Daten für andere große Telekommunikationsanbieter mitgeliefert. Dem Internet-Nutzer ist "Online" 2.01 jedenfalls bereits jetzt eine große und zuverlässige Hilfe, die, da als Freeware kostenlos verwendbar, jedem Zielgruppenmitglied nur wärmstens empfohlen werden kann. Auch wenn man es nicht unbedingt zur Nutzung des Datennetzes benötigt, erinnert einen das Programm doch immer wieder daran, dass alles, was man online tut, Konsequenzen hat. Spätestens auf der Telefonrechnung.

(c) 1998 by Andreas Neumann

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