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Gatewayman - Die Rettung des Amiga

© Sven Drieling

Nach zwei dumpfen Stößen, gefolgt von einem lauten Scheppern, erklingt nach Ausklingen eines lauten Fluchs die Titelmusik. Mit einer enorm dramatischen Bewegung schiebt eine zitternde Hand eine Pappkarte vor den schwarzen, sorgfältig ausgeleuchteten Hintergrund

G A T E W A Y M A N

Die Pappkarte fliegt in Richtung Kamera, der Kameramann duckt sich vor Schreck und kurzfristig sieht man im Hintergrund auf einem Monitor eine Wiederholung von "Gute Zeiten - schlechte Zeiten" laufen.

Die Kamera wackelt wieder in Richtung schwarzer Hintergrund und man sieht eine weitere Pappkarte auf der mit aus Zeitungen ausgeschnittenen Buchstaben steht:

Die ReTTunG dEs Amiga

[SCHNITT]

Es wird eine wüste Wüstenlandschaft eingeblendet. Die Luft flimmert wie die zitternden Kameras bei Arabella, die Sonne scheint so heiß und erbarmlungslos vom Himmel wie der kochende Stahl in einem Krupp-Hoechst-Thyssen Hochofen und in weiter Ferne sieht man einen kleinen, sich langsam bewegenden Punkt.

Die Kamera bewegt sich langsam, mit der atemberaubenden Geschwindigkeit eines Kaugummi 200, der mit Wildwuchs 98 läuft, auf den kleinen, sich bewegenden Punkt zu.

Neben dem Gerippe eines Users, der scheinbar verzweifelt bis zu seinem Tode nach der Anykey-Taste gesucht hat, erkennt man nun auch bebrillte Geier, die über den langsam größer werdenden, sich bewegenden Punkt kreisen.

Der Punkt wird größer und langsam werden Konturen sichtbar, doch die Kamera schwenkt erstmal nach links und am Bildrand werden ein dünner und ein dickerer Wolf sichtbar. Die beiden scheinen am dramatischen Schicksal des kleinen, sich bewegenden Punktes jedoch nicht allzusehr interessiert zu sein. So putzt der dickere dauernd CD-ROMs mit Spüli, während der andere diese in ein Laufwerk tut und dann versucht, mit einer Lupe die abspielenden Briefmarkenvideos zu betrachten.

Vor Grausen wendet sich die Kamera von diesem Bild ab und nun wird wieder der kleine, sich bewegende Punkt sichtbar, der gar kein kleiner, sich bewegender Punkt mehr ist, sondern sich als ein animierter Amiga entpuppt. Nun gut, er macht keinen sonderlich guten Eindruck. Seine Tastatur ist schon sehr abgenutzt, die Maus quiekt erbärmlich, doch auf seinem anscheinend gerade mit Spüli sorgfältigst gereinigten Monitor kann man Pac Man, einen Juggler und einen seltsamen rot-weißen gefärbten, springenden Ball im Multitasking laufen sehen. Der Amiga bewegt sich schleppend weiter und wird nun von der Kamera begleitet.

[SCHNITT]

Der Amiga bewegt sich schleppend weiter und wird nun von der Kamera begleitet.

[SCHNITT]

Der Amiga bewegt sich schleppend weiter und wird nun von der Kamera begleitet.

Plötzlich schwillt die Musik dramatisch an. Die Kamera schwenkt verzweifelt im Kreis herum, um auszumachen warum die Musik so dramatisch anschwillt. Doch sie kann nichts als den Amiga einfangen, der jetzt anscheinend stehen geblieben ist. Nur warum ist nicht erkennbar. Die Kamera schwenkt nach oben und fängt auch dort nur die Geier ein, die sich prompt gestört fühlen und mit Commodore Aktien nach dem Kameramann schmeißen. Die Kamera schwenkt nach unten und bleibt mit einen lauten, kreischenden Schrei, so wie man ihn sonst nur von Wildwuchs Freaks hört, wenn sie einen Amiga im Multitasking laufen sehen, stehen.

S T I L L E

Die zitternde Kamera blickt in einen unglaublich tiefen Abgrund, auf dessen Grunde man eine Staubwolke aufsteigen sieht. Gleichzeitig hört man das Aufheulen eines Coyoten während - anscheinend neben der Kamera - ein freudiges beep beep erklingt.

Die Kamera schwenkt nun nach links, fängt den animierten Amiga ein und erstarrt vor Schreck. Aus dem Hintergrund hört man ein erschrecktes Luftanhalten von 5 Mio. Menschen. Der Amiga hat schon einen Fuß über den Abgrund stehen, sein Monitor starrt starr vor Schreck in den Abgrund herab. Der Juggler hat einen seiner Bälle fallen lassen, der sich nun mit zunehmender Geschwindigkeit dem Abgrund herunterbewegt, dabei immer kleiner wird, jedoch überraschenderweise nicht in einer Staubwolke aufgeht. Stattdessen hört man ein vielfach von den Wänden der tiefen Schlucht wiedergegebenes "Auuuaaahhhh!". Der andere Fuß des Amigas steht knapp vor dem zerklüffteten Rand des Abgrunds. Die Kamera blendet ein wenig auf und man sieht, wie der Amiga auf einen Bein stehend zittert und droht, jederzeit in die Schlucht zu stürzen. Verzweifelt dreht sich die Kamera auf der Suche nach Hilfe im Kreis herum, dabei wird auch die andere Seite des Abgrunds sichtbar mit einer im kräftigsten Grün gefärbten lebensfrohen Landschaft mit bunten Papageien, großen, starken Bäumen, einem rauschenden Wasserfall samt zugehörigen Regenbogen und ein paar Kühen, die auf einer Wiese grasen.

Die Kamera schwenkt wieder zum Amiga. Man sieht, wie sich kleine Steine vom Rand des Abgrunds lösen und in die Tiefe stürzen. Pac Man hat sich ängstlich hinter dem Juggler verkrochen. Da ertönt, in dieser nun wirklich bedrohlichen Situation, eine Fanfare. Die Kamera schwenkt nach rechts oben und fängt am Himmel eine Gestalt mit blauer Pyjama-Hose, scharz-weiß geflecktem Umhang und einem gelbem GW auf der Brust ein - "Gatewayman!" erschillt es laut und begeistert aus 5 Mio. ähm 5 Kehlen.

Gatewayman fliegt auf den Amiga - oh nein, er fliegt auf das andere Ende der Schlucht zu. Nach der kurz aufgeflammten Hoffnung auf Rettung scheint der Amiga nun bedrohlicher als zuvor am Abgrund zu stehen. Doch die Sorge ist gar nicht nötig (na ja, eigentlich ist sie schon nötig, um die Spannung noch etwas in die Höhe zu treiben, denn nun kommt erstmal eine Werbepause ....)

"Spüli, spült auch ihre CDs wieder spülig und porentief rein und mit der neuen CD mit Bürsten können sie nicht nur ihre alten CD-ROM Laufwerke reinigen oh, nein, sie können auch ihre neuen 16x Laufwerke sauber, schnell und elegant in ihre Einzelteile zerlegen."

[Es folgt noch ein "Wir gehen an die Börse"- sowie dreihundertzweiundzwanzig Trailer für eigene Sendungen. Danach wird die Gatewayman Folge fortgesetzt.]

Gatewayman fliegt auf den Amiga - oh nein, er fliegt auf das andere Ende der Schlucht zu. Nach der kurz aufgeflammten Hoffnung auf Rettung scheint der Amiga nun bedrohlicher als zuvor am Abgrund zu stehen. Doch die Sorge ist gar nicht nötig, denn Gatewayman fliegt auf den Wasserfall zu, nimmt den Regenbogen und baut mit ihm eine Brücke über den Abgrund. Ein Jubel aus 5 Mio. Kehlen erklingt aus dem Hintergrund, die Geier werfen enttäuscht ihre restlichen Commodore Aktien vom Himmel und fliegen dann in Richtung der zwei Wölfe fort und der Amiga wandert glücklich, gestärkt, mit einem riesigen Lächeln und einem freudig, nun zusätzlich mit einem gelben und rot-weißen Ball jonglierenden Juggler, auf dem Regenbogen sicher über den Abgrund auf die saftige vor Leben sprühende Seite zu.

Gatewayman schwingt sich wieder in die Lüfte. Die Kamera verfolgt den schnell kleiner werdenden weiß-schwarz gefleckten Punkt und am Himmel erscheinen die Worte

Mit Gateway 2000

[Gateway 2000 wird weggewischt und durch]

Mit Gateway 3000 [ersetzt]

und Amiga

in die Zukunft!

... und verpassen sie nicht die nächste Folge wenn es heißt "Wann erscheint die nächste Power-Brei?"


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