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Test: Amiga Forever 1.0 Preview Edition

Genre : Emulator-CD-ROM
Herausgeber : Cloanto
empf. VK-Preis : 99.00 DM
Titel : Amiga Forever 1.0

Die Andeutungen, die aus der Zentrale von Amiga International nach außen drangen, ließen schlimmes befürchten. Der AI-Plan, verstärkt gegen Urheberrechtsverletzungen bei Freeware-Amiga-Emulationen vorzugehen, war eindeutig gegen Bernd Schmidts "Unix Amiga Emulator" (UAE) gerichtet. Mit dem UAE war es möglich, die entsprechende Rechenpower vorausgesetzt, auf den meisten gängigen Plattformen - von MS-DOS über Windows'95 und MacOS bis hin natürlich zu Unix/Linux - einen Amiga in verblüffender Qualität zu emulieren. Allerdings benötigte man dazu ein ausgelesenes Kickstart-ROM. Und da sich die wenigsten UAE-Anwender ein solches kauften und auch nicht alle einen Amiga besitzen, den sie nur alternativ zur UAE-Emulation nutzen, war der Amiga-Emulator in den Augen des Vertriebsmanagements natürlich Auslöser eine gewaltigen Raubkopierwelle. Doch glücklicherweise verfielen Tyschtschenko und seine Mannen nicht auf die unselige Idee, gegen den UAE mit rechtlichen Mitteln vorzugehen. Vielmehr folgte man dem alten Sprichwort, nach dem man mit den Wolfen heulen muß. Nur lauter. Und Amiga International heulte.

Man fand in der durch das Grafikprogramm "Personal Paint" bekannten italienischen Softwareschmiede Cloanto eine Firma, die ganz auf der "powered by Amiga"-Lizenzlinie liegend die Idee hatte, eine offiziell abgesegnete Amiga-Emulations-CD-ROM zu veröffentlichen. Und so entstand das "Amiga Forever"-Projekt. Amiga International, Inc., erteilte den Italienern eine Lizenz zur Verwendung diverser Systemdateien, Cloanto schloß sich mit den UAE-Entwicklern kurz und in der Rekordzeit von gerade mal zwei Monaten wurde aus dem Nichts die Version 1.0 der "Amiga Forever"-CD aus dem Boden gestampft. Da man diese bereits zur Kölner Messe präsentieren wollte, konnte man jedoch nicht alle Pläne realisieren. Als Kompromiß veröffentlichte Cloanto die Version 1.0 als "Preview Edition" - zu einem offiziellen Verkaufspreis von 99 DM, der somit ein gutes Stück niedriger als der für die Endfassung der CD-ROM ursprünglich vorgesehene Preis von deutlich über 100 DM war. Doch natürlich wecken auch knapp 100 DM noch Bedenken beim potentiellen Interessentenkreis - Amiga-User werden soviel Geld kaum für eine reine ROM-Sammlung ausgeben wollen und die Besitzer anderer Systeme werden es sich zweimal überlegen, ob ihnen eine Amiga-Emulation das wirklich wert ist. Erfreulicherweise sah man das wohl auch auf Seiten des Handels ähnlich und bot die CD-ROM erheblich unter dem Listenpreis an - bei Ossowskis "Schatztruhe" war sie etwa für 59 DM erhältlich. Doch auch das mag - jedenfalls mit Blick auf die Kosten-Nutzen-Rechnung für einen Amiga-User - noch viel Geld sein. Bekommt man auch etwas dafür ?

Das Cover der CD-ROM weist ähnlich wie der Titel selbst den amigaüblichen Rebellenpathos auf - eine kleine Blume sprießt inmitten einer unwirtlichen Wüstenlandschaft. Sie ist gleichzeitig das Symbol der CD-ROM, taucht etwa auch als Prägung der Silberscheibe und in diversen Teilen der Software selbst auf. Bevor man die CD-ROM in den heimischen PC oder Amiga schiebt, fällt einem ein kleiner Aufkleber auf der Innenseite der CD-ROM-Hülle auf. Er trägt eine individuelle Seriennummer, mit der man das Upgrade von Version 1.0 auf Version 2.0 der "Amiga Forever"-CD-ROM zum reinen Differenzpreis bekommen soll. Ob hier dann aber der offizielle Listen- oder der (weitaus niedrigere) tatsächliche Verkaufspreis für die Differenzberechnung ausschlaggebend sein werden, läßt sich dem Aufkleber genauso wenig entnehmen wie der Dokumentation. Damit man überhaupt von neuen Versionen erfährt, sollte man sich registrieren lassen (was natürlich auch nur einmal pro Seriennummer möglich ist). Zu diesem Zwecke befindet sich auf der CD-ROM ein entsprechendes Formular, was man Cloanto per e-Mail zukommen lassen kann. Überhaupt empfiehlt sich bei Verwendung dieser CD-ROM ein Internet-Anschluß (Voraussetzung ist er aber natürlich nicht), vor allem schon deshalb, um in den Genuß der neuesten Produkt(fehler)informationen und der neuesten Gratis-Updates von der Cloanto-WWW-Seite zu kommen. Doch bevor es soweit ist, muß man sich natürlich zunächst den Inhalt der CD-ROM einmal angesehen haben.

Diese ist in fünf Unterverzeichnisse unterteilt. Nur für "Windows"-Nutzer interessant ist das gleichnamige Verzeichnis. Hier befindet sich einmal eine DLL-Datei für den "Amiga Explorer". Dieser stellt eine Eigenentwicklung von Cloanto da, mit deren Hilfe man Amigas und "Windows"-Rechner über die serielle Schnittstelle und ein Nullmodem vernetzen kann (später soll das auf eine Verbindung über den Parallelport und wie TCP/IP erweitert werden). Allerdings ist das ganze noch sehr spartanisch gehalten - so findet sich beispielsweise keine eigene Anleitung für den "Amiga Explorer", man ist auf kurze Informationen in allgemeinen Dokumentationen angewiesen. Auch der Benutzeroberfläche dürfte eine Nachbearbeitung wohl nicht gerade zum Nachteil gereichen. Außer dem "Amiga Explorer" enthält das "Windows"-Verzeichnis vor allem Installationsdateien und die "MenuBox". Das ist ein Steuerungspanel, mit dem PC-seitig ein einfaches Bedienelement für "Amiga Forever" bereitstehen soll. Theoretisch soll sich die Box auf einem "Windows'95/'98/NT"-Rechner beim Einlegen der CD-ROM automatisch öffnen - wie die Tüftler aus dem Hause Cloanto inzwischen ausweislich ihrer Homepage auch gemerkt haben, klappt das jedoch nicht auf allen Rechnern, so z.B. auch nicht auf dem Test-PC. In diesem Falle öffnet sich nur ein leeres Fenster, das man schließen muß, so daß einem nur der direkte Start der "MenuBox.exe"-Datei bleibt. Die Box selbst ist sehr ansehnlich gestaltet. Als kleine Gags ertönen ab und an metallisch scheppernde Samples mit Amige-Bezug, so daß man sich an alte "translator.library"-Zeiten erinnert fühlen darf. Die "MenuBox" bleibt einem auch nach einer etwaigen Festplatteninstallation erhalten. Für den normalen Anwender dürfte sie allemal ausreichen. Möchte man die Materie jedoch etwas vertiefter angehen oder treten Probleme auf, wird man auf die Box verzichten, was allerdings auch keinen allzu großen Verlust bedeuten sollte. Die Installationsdateien im "Windows"-Ordner gliedern sich schließlich in drei Teile. Da ist zunächst natürlich das Setup für die Amiga-Emulationen. Dieses erfolgt mittels eines komfortabel zu bedienenden Installationsprogrammes, besteht aber im wesentlichen daraus, daß alles, was so an Dateien benötigt werden könnte, einfach auf die Harddisk geschauffelt wird. Dazu gehört auch "DirectX", das für die "Windows"-Variante des "UAE" erforderlich ist, und dem die beiden anderen Installationsteile gewidmet sind. Im "NT-Servicepack" findet sich die "DirectX"-Variante für "Windows NT" und die Version für "Windows '95" wurde in einem weiteren Extra-Verzeichnis abgelegt. Es handelt sich hierbei um die erforderliche Version 3, die jedoch in der Realität bereits veraltet ist. Hier sollte man wenn möglich versuchen, sich auf anderem Wege (z.B. über das Internet) etwa Version 5 zu besorgen. Die "Amiga Forever"-Installation erkennt automatisch, ob sich auf dem Ziel-PC bereits "DirectX" befindet. Ist das nicht der Fall, bietet sie zusätzlich auch diese Installation an. Auf dem Test-Rechner erfolgte diese jedoch nicht problemlos, sondern wurde mit einer Fehlermeldung abgebrochen. Statt dessen wurden aber temporär die "DirectX"-Dateien direkt von der CD-ROM verwendet.

Das Pendant zu diesem Wintel-spezifischen Verzeichnis bildet der "Amiga"-Ordner, der im übrigen der einzige mit einer ".info"-Datei ist. Er enthält wiederum drei weitere Unterverzeichnisse. Für Emulatorfreunde dürfte dabei "AF_Disk" das relevanteste sein. Hier befinden sich die Amiga-Version des "AmigaExplorer", Version 1.56 eines MS-DOS-Filesystems für den Amiga namens "MSH", mit dem man amigaseitig MS-DOS-Disks sowohl im DD- als auch (ein entsprechendes Laufwerk vorausgesetzt) im HD-Format lesen kann, und unter der Bezeichnung "Trans_Disk+ROM" die beiden Programme "Transdisk" und "Transrom", mit denen man Imagefiles von Amiga-Disketten und den Amiga-ROMs erstellen kann. Die beiden anderen "Amiga"-Unterverzeichnisse beinhalten wohlbekannte Cloanto-Programme. Eher unspektakulär, aber nichtsdestotrotz sehr praktisch ist "DirDiff", dessen Zweck darin besteht, den Inhalt verschiedener Verzeichnisse, Disketten, Devices miteinander zu vergleichen. Weitaus überraschender ist da schon die zweite Dreingabe - denn es handelt sich dabei um nichts geringeres als die derzeit noch aktuelle Version 7.1 des Cloanto-Malprogrammhits "Personal Paint", und zwar nicht um eine irgendwie besonders abgespeckte und eingeschränkte Fassung, sondern augenscheinlich um die Vollversion mit allem Drum und Dran.

Ausschließlich frei kopierbare Software findet man dann hingegen im "Amiga Forever"-Verzeichnis "Original Archives". Dort befinden sich, wie es der Name schon verrät, die ursprünglichen Archive der auf der CD-ROM in entpackter Form vorliegenden Freeware-Programme. Damit erhält man beispielsweise auch Zugriff auf so manchen veröffentlichten Sourcecode und Entwicklerdokumentationen. Doch während das alles natürlich für den normalen Anwender eher uninteressant ist, kommt dem vierten Verzeichnis der CD-ROM wieder allgemeine Bedeutung zu. In "Documentation" wurden quasi sämtliche wesentlichen Informationen gesammelt, die die "Amiga Forever"-CD betreffen. Dabei liegen fast alle Dokumente im HTML-Format vor - ohne Browser wird man somit kein Vergnügen an der Lektüre haben. Die Anleitung zur CD-ROM selbst ist im übrigen eher knapp gehalten. Außer einer Inhaltsübersicht mit kurzer Funktionsbeschreibung gibt es da kaum etwas. Lediglich bei Softwarepaketen, für die eigene Anleitungen existieren, kann natürlich auch auf diese zurückgegriffen werden. Bemerkenswert sind aber zwei Zugaben, die man sowohl als Amiga-Freak als auch als -Neuling sicher hoch schätzen wird. Für die Aufrechterhaltung des "Kult"-Statusses sorgt ein "Interview" mit dem (eher: ein Monolog des) "Vater" des Amigas, dem inzwischen schon verstorbenen Jay Miner. Dieses liegt jedoch bisher nur als HTML-Datei vor. Auf künftigen "Amiga Forever"-Versionen soll es zudem im Originalwortlaut auf drei Audiotracks zu hören sein. Weitaus praxisnäher ist das zweite "Text-Goldstückchen". Dabei handelt es sich um den "Amiga Interactive Guide" von Gareth Knight. Diese in Hobbyarbeit zusammengestellte Sammlung von Texten eröffnet dem Anwender den Zugriff auf Informationen zu fast jedem mit dem Amiga zusammenhängenden Stichwort und Begriff. Erfreulicherweise sind auch aktuelle Entwicklungen bereits berücksichtigt - wie z.B. die PowerPC-Boards und der "Access" von Index Information. Allerdings merkt man den HTML-Dokumenten an, daß es sich bei ihnen um Konvertierungen aus dem AmigaGuide-Format handelt - so sind etwa die Hyperlinks unschönerweise einfach nur Ansammlungen von Leerzeichen. Da es sich dabei noch nicht einmal um "Non Breakable Spaces" handelt, werden sie von vielen Non-Netrape-Browsern korrekterweise als nicht existent behandelt, was dazu führt, daß in diesen Browsern überhaupt keine Querverbindung erscheint und verwendet werden kann. Hier sollte in künftigen Versionen dringend nachgebessert werden, um diese exzellente Textsammlung wirklich nutzbar zu gestalten.

Nachdem das alles aber bisher nur am Rande mit einer Amiga-Emulation zu tun hat, ist bereits klar, daß sich die eigentlichen Programme und Dateien im letzten Verzeichnis, das deshalb auch konsequenterweise den Titel "Emulation" trägt, befinden. Dieses ist selbst vierfach untergliedert. Unterverzeichnis Nummer 1 trägt dabei den Titel "Amiga". Dahinter verbergen sich erst einmal zwei Amiga-"Directories". "System" und "Work" sind dabei wie (kleine) HD-Partitionen aufgebaut. Während sich in "System" all die Dateien befinden, die man auch auf einer Bootpartition erwarten würde (und noch ein paar mehr), gibt es auf "Work" die externen Anwendungsprogramme. In diesem Falle "DirDiff", "PPaint 7.1" und die Grafikkartensoftware "Picasso 96", die um spezielle UAE-Treiber ergänzt wurde (zu finden allerdings in "System/Libs/Picasso96"). Neben den "Directories" gibt es ein Verzeichnis "DiskFiles", in welchem sich ADF-Disk-Images der "Workbench"-Versionen 1.0, 1.1, 1.2, 1.3, 2.0, 2.04, 2.1 und 3.0 befinden. Entsprechend gibt es die "ROMs" - Kickstart 1.1, 1.2, 1.3, 2.04 und 3.0 sind als Image-Dateien vorhanden. Für Kickstart 3.1 bekam Cloanto keine Lizenz, da Amiga International mit der aktuellen OS-Version augenscheinlich noch selbst Geld verdienen will. Bedauerlicherweise hat man darüberhinaus aber auch auf die ROM-Versionen verzichtet, die auf die (amerikanische) NTSC-Videonorm zugeschnitten waren. So fehlt beispielsweise auch Kickstart 1.0 im "ROMs"-Verzeichnis. Hier hätte man schon für die Sammler unter den Käufern ruhig ein komplettes Archiv anbieten können. Den Abschluß des "Amiga"-Unterverzeichnisses bildet schließlich ein überflüssiger (weil leerer) "HardFiles"-Ordner.

Der Rest des "Emulation"-Verzeichnisses gehört nun aber tatsächlich den Emulatoren. Den größten Platz nimmt dabei "WinUAE" ein. Dabei handelt es sich um die "Windows'95/NT"-Portierung des "UAE", für die Mathias Ortmann, Lesern von "de.comp.sys.amiga.misc" (und von den Zitaten in "Gadget"-Inhaltsverzeichnissen) wohlbekannter Amiga-Realitätsdienst, verantwortlich zeichnet. Das Programm selbst liegt dabei in mehreren Versionen vor - mal inklusiver einer 020er-Emulation, mal mit integrierter "Picasso 96"-Software. Letzteres ist besonders klever, da es über die Grafikkartensoftware von Tobias Abt und Alexander Kneer möglich ist, die Grafikausgabe direkt über die PC-Grafikkarte laufen zu lassen, so daß der "UAE" auf die zeitintensive Emulierung der Amiga-Customchips verzichten kann. Das hat zum Teil erhebliche Geschwindigkeitssteigerungen zur Folge und ermöglicht die Verwendung von 24Bit-Screenmodi. "WinUAE" selbst läuft grundsätzlich sehr stabil und anstandslos. Probleme bereitet jedoch das optionale und nur scheinbar die Benutzerfreundlichkeit erhöhende grafische Auswahlmenü, mit dem man die Konfiguration per Maus einstellen kann. Dieses Menü scheint noch einige Mängel aufzuweisen. So war es beispielsweise trotz entsprechender Schalter nicht möglich, eine Konfiguration zur späteren Verwendung abzuspeichern. Als obligatorische Angabe benötigt "WinUAE" selbst im übrigen nur den Pfad zu einer Kickstart-ROM-Imagedatei. Außerdem ist es möglich, bis zu vier ADF-Dateien als Laufwerke df0-df4 anzugeben oder gleich ein Win32-Verzeichnis einfach als AmigaDOS-Partition zu mounten. Letzteres empfiehlt sich besonders für die bereits vorgestellten Verzeichnisse namens "Work" und "System". Diese befinden sich zudem auch noch ein zweites Mal im "WinUAE"-Directory. Wie übrigens auch die ROM-Imagedateien und die "Workbench"-Disks als ADF-Files. Ob das unbedingt notwendig war, sei einmal dahingestellt. Beim realen Einsatz der ROM-Files stellt man übrigens fest, daß diese mit einem speziellen Schlüssel kodiert wurden, so daß dem Emulator zu ihrer Verwendung den Namen der entsprechenden Datei ("rom.key") mitgeteilt werden muß (zumindest sofern man die grafische Benutzeroberfläche verwendet, ansonsten sucht das Programm zutreffenderweise nach "rom.key" im aktuellen Verzeichnis). Erstaunlicherweise gab es im Test - mit allen "WinUAE"-Versionen - unüberwindliche Probleme mit dem Kickstart 3.0-Imagefile. Ein Fehler des Emulators selbst ist insoweit eher unwahrscheinlich, da der probehalberweise erfolgte Start mit einer (wegen Doppelbesitz der ROMs legal erstellten) 3er-Imagedatei anstandslos klappte. Weiterhin sind in "Emulator/WinUAE" auch das "Amiga"- und das "HardFiles"-Verzeichnis vorhanden; ersteres leicht erweitert und letzteres diesmal sogar sinnvollerweise, da es hier dazu dienen kann, eventuell erstellte "virtuelle" HardDisk-Partitionen für die Amiga-Emulation aufzunehmen. In einem letzten Unterverzeichnis "docs" befindet sich schließlich die "WinUAE"-Dokumentation. Allerdings nicht nur diese: "readme.amiga" ist beispielsweise die "Liesmich"-Datei zur Amiga-Portierung des "UAE"-leider ohne daß diese auf der CD zu entdecken wäre.

Bleiben die beiden anderen "Emulator"-Unterverzeichnisse. Hinter "DOSUAE" verbirgt sich trotz des Namens leider nicht die MS-DOS-Version des "UAE", sondern lediglich ein "rom.key"-Imagefile. Hier fehlt augenscheinlich noch eine ganze Menge, vermutlich wird insoweit in späteren Versionen nachgebessert werden. Wieder komplett ist hingegen der Ordner, in dem "Fellow" steckt. Dabei handelt es sich um ein "Konkurrenz"-Produkt zum UAE, das im Gegensatz zu diesem nicht auf Portabilität ausgelegt ist und somit dank für MS-DOS optimierter Routinen möglicherweise effizienter arbeitet, sich jedoch noch ganz am Beginn seiner Entwicklung befindet. Auf Version 1.0 von "Amiga Forever" fand die ausdrücklich als "experimentell" gekennzeichnete Version 0.3.1 Verwendung. Das Programm von Petter Schau weist einige gute Ansätze auf, benötigt aber wohl noch erheblich Entwicklungszeit.

Schon die "Preview Edition" macht Appetit auf den ewigen Amiga. Zwar merkt man der CD-ROM den Betastatus noch deutlich an - neben den bereits erwähnten Symptomen, wie der fehlenden DOSUAE-Version, leeren Verzeichnissen, schlecht konvertierten AmigaGuide-Dateien und fehlenden Audiotracks wird dieser auch an einer wohl nur für die interne Aufbereitung gedachten "Dummy"-HTML-Datei namens "blank.html" erkennbar. Aber die Ansätze sind vielversprechend und die Untergliederung im Prinzip sinnvoll. Bedauerlicherweise richtet sich die Version 1.0 der CD-ROM fast ausschließlich an Besitzer von Wintel-Rechnern - und hier, wie die auf der CD-Hülle angegebene "Minimum configuration" exemplarisch zeigt, auch in erster Linie nur an die Besitzer leistungsfähiger Pentiums mit "Windows'95/NT". Es bleibt zu hoffen, daß Cloanto die Einsatzfähigkeit (und die Zielgruppe) der CD-ROM schnellstmöglich dadurch erhöhen wird, daß auch andere Versionen des UAE aufgenommen werden - etwa für MacOS, Acorn, Linux und auch für den Amiga selbst. Dennoch ist die CD-ROM bereits in der vorliegenden Fassung ihr Geld wert. Dabei muß bedacht werden, daß die CD-ROM-Version von "Personal Paint" etwa bei der "Schatztruhe" von Stefan Ossowski alleine 59 DM kostet. Mit "Amiga Forever" bekommt man zusätzlich Imagedateien von ROMs und Workbench-Disketten, die als reale Gegenstände zusammen deutlich über 100 DM gekostet hätten. Schöne Extras wie die FD-Software runden das ganze ab. Und machen deutlich, daß die CD-ROM in diesem Bereich auch noch erhebliche Entwicklungsmöglichkeiten besitzt. Cloanto ist jedenfalls zu dieser Arbeit zu gratulieren. Wenn man sich in Italien dazu entschließen sollte, auch "Amiga Forever"-Version 2.0 für unter 100 DM auf den Markt zu bringen, ist die Silberscheibe ein Muß für jeden, der das Amiga-Feeling auch dann noch nicht missen will, wenn er mal auf einem anderen System arbeitet (arbeiten muß). Oder der einfach nur ein exzellentes Malprogramm benötigt.

(c) by Andreas Neumann


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